Gute Hotel-PR lebt von Geschichten und Persönlichkeiten

Carmen Stromberger (Foto) hat vor 18 Jahren eine Agentur mit dem Schwerpunkt Hotel-PR gegründet. Im Gespräch mit Hotel vor9 blickt die Marketingexpertin zurück und spricht über die derzeitigen Trends und den Veränderungen in der Kommunikation für Hotels.

Frau Stromberger, in diesem Jahr wird Ihre Agentur volljährig. Können Sie sich noch an die Anfänge und ihren ersten Hotelkunden erinnern?

Carmen Stromberger: Aber natürlich. Diesen Schritt vergisst man nie. Ich kam aus einer Festanstellung als Geschäftsführerin einer international agierenden PR-Agentur. Ein Unternehmen zu führen war mir also nicht fremd, aber endlich mein eigener Boss zu sein und eigene Entscheidungen zu treffen, war mein Traum. Schon in meiner Gründungsphase erhielt ich Anfragen und so startete ich am 1. September 2007 bereits mit sechs Hotelkunden. Weitere vier kamen bis Ende 2007 hinzu. Für das Kulm Hotel in St. Moritz arbeiteten wir anschließend 15 Jahre und die beiden renommierten Hotels Pures Leben in der Südsteiermark sowie das Priesteregg Premium Eco Resort zählen noch heute zu unseren langjährigsten Kunden.

Inzwischen ist ihre Agentur auf 24 Mitarbeiter und drei Standorte gewachsen. Der Fokus liegt aber weiter auf der Hospitality-Branche. Warum dieser Schwerpunkt?

Ich komme aus der Hotellerie und sie hat mich nie losgelassen. Natürlich habe ich auch immer wieder mal hinterfragt, ob eine Spezialisierung wirklich zukunftstauglich ist. Während der Pandemie waren wir unter den Ersten, die betroffen waren. So haben wir schließlich auch unser Portfolio auf die Gastronomie erweitert und unser Angebot im Bereich der Kommunikation ausgebaut.

Wie würden sie das augenblickliche Profil von Stromberger PR beschreiben? Welche Hotels sind bei Ihnen gut aufgehoben und welche vielleicht eher nicht?

Wir hören genau zu und sehen unseren Schwerpunkt in der ganzheitlichen Kommunikationsberatung. Gemeinsam mit unserem Kunden wollen wir eine Strategie für die kommenden Jahre erarbeiten und können von PR-Arbeit und Influencer Relations über Content-Erstellung, Social Media und Mediaplanung bis hin zu Neupositionierungen alles anbieten. Vertrauen ist für uns ganz wichtig. Wir schauen dabei über den Tellerrand und schneiden alte Zöpfe auch mal ab. Kunden im Tourismus, die Pressemeldungen am laufenden Band produzieren möchten und sich nicht bewegen, werden mit uns nicht glücklich werden.

Wie haben sich über die Jahre die Anforderungen an Sie als PR-Agentur geändert?

Wir sehen, dass der Trend wieder zu "Alles aus einer Hand" geht. Schon vor Jahren haben wir uns dazu entschlossen, unser Portfolio im Bereich PR und Marketing zu erweitern. Dazu haben wir auch unsere Präsenz ausgebaut. Neben unserem Büro in München finden sich mittlerweile auch Stromberger PR Ansprechpartnerinnen in Hamburg und Wien. Seit 2024 betreuen wir neben dem DACH-Markt auch Benelux.

Immer mehr Kommunikationskanäle machen es aber nicht unbedingt einfacher und auch nicht unbedingt günstiger. Was sind heute die größten Denkfehler ihrer Hotelkunden?

Die Denkweise hat sich gar nicht so groß verändert. Die Hotellerie ist keine Branche mit großen Budgets und so sehen wir uns auch immer wieder der Herausforderung gegenüber, dass die Welt nicht stehen bleibt, aber Hoteliers noch andere Zahlen im Kopf haben. Sprich: In das Hotel wird viel investiert, für Marketing, PR und Social Media bleibt aber kaum Budget übrig. Das war vor 18 Jahren schon so und ist weitestgehend unverändert.

Welche Aufträge lehnen Sie manchmal auch ab, weil es einfach nicht passt?

In der PR-Arbeit steht der redaktionelle Bericht nach wie vor im Vordergrund. Und dafür brauchen wir Geschichten, Themen, USPs, News und Persönlichkeiten. Leider verfügen schlichtweg nicht alle Hotels über genügend PR-Substanz. Oft erkennen wir schon in der Ausschreibung und im Gespräch, dass das Verständnis für die journalistische Arbeit fehlt. Wenn das Produkt genügend Potenzial bietet, versuchen wir mit unserer langjährigen Erfahrung zu überzeugen und den potenziellen Kunden in die richtige Richtung zu weisen. Aber manchmal sehen wir auch sofort, dass Medien mit diesem Haus nicht viel anfangen können. In dem Fall sagen wir dann lieber ab.

Umgekehrt, können Hoteliers heute stärker von einer guten PR profitieren als noch vor 18 Jahren?

Hoteliers müssen sich heute viel mehr mit ihrem Betrieb auseinandersetzen, denn der Wettbewerb in der Hotellerie ist viel härter geworden und das Angebot viel größer. Eine authentische Positionierung und entsprechend ausgewählte, zielgenaue Kommunikationsformen können hier daher schon den Unterschied machen.

Das Gespräch führte Pascal Brückmann