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15. Juli 2025 | 16:20 Uhr
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Bayern und Baden-Württemberg blocken Ferienreform ab

Nordrhein-Westfalen will im rotierenden System der Sommerferien künftig später starten dürfen. Unterstützung kommt aus Thüringen. Doch Bayern und Baden-Württemberg blocken ab. Ministerpräsident Markus Söder verteidigt die bisherigen Termine mit dem Verweis auf "bayerische DNA". Die Ferienzeiten sind bis 2030 festgelegt, erste Gespräche über eine Neuverteilung laufen.

Söder Markus

Markus Söder verteidigt Bayerns Sonderstatus unter Verweis auf die "bayerische DNA" 

Sommerferien – für viele die schönste Zeit des Jahres, für einige Bundesländer ein nervenaufreibendes Dauerthema. Nordrhein-Westfalen zum Beispiel hätte gern mal später frei. So richtig schön in den August rein. Stattdessen heißt es dort jedes Jahr: Frühstart! Kaum ist der Juni rum, werden die Schulranzen in die Ecke gepfeffert. Das findet Bildungsministerin Dorothee Feller inzwischen etwas ungerecht. NRW würde gern auch einmal später in die Sommerferien starten, sagte Feller der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.

Doch wo sie freundlich um ein bisschen Ferien-Rotation bittet, knallt ihr aus dem Süden ein klares "Nö" entgegen. Genauer: ein "Niemals, das ist bei uns genetisch so angelegt". Bayerns Ministerpräsident Markus Söder macht gegenüber der Deutschen Presse-Agentur klar, dass an den späten Ferien in seinem Bundesland nicht gerüttelt wird. Die Begründung: Der Ferienrhythmus sei "fest in der DNA der Bayern drin".

Wer später startet, bleibt später dran

Denn in Bayern und Baden-Württemberg geht es mit den Sommerferien traditionell erst Ende Juli oder Anfang August los – unabhängig davon, wie der Rest der Republik rotiert. Alle anderen Bundesländer nehmen artig am rotierenden System der Kultusministerkonferenz teil. Nur der Süden bleibt lieber unter sich.

Früher hieß es: Die Kinder müssen ja bei der Ernte helfen. Heute heißt es: Abstand zu den Pfingstferien ist wichtig. Irgendein Grund findet sich also immer. Das klingt für manche Kollegen aus anderen Bundesländern eher nach Ferienfolklore als nach praktikabler Planung.

Thüringen bringt Schwung in die Debatte

Aus Thüringen kommt nun Rückenwind für NRW. CDU-Fraktionschef Andreas Bühl nennt das Ganze "nicht mehr zeitgemäß". Seine Idee: Lasst uns doch mal alle zusammen in der Kultusministerkonferenz über flexible Ferienzeiten reden. Klingt vernünftig, wird aber nicht viel bringen – denn Markus Söder ist schon ausgestiegen, bevor überhaupt jemand den Tagesordnungspunkt aufgerufen hat.

"Wenn Baden-Württemberg seine Ferien mit NRW tauschen will, ist mir das völlig egal. Bayern macht das nicht", stellt er klar.

Ferienkalender bis 2030 zementiert

Ganz spontan wird das freilich niemand entscheiden. Der Sommerferienkalender wird jahrelang im Voraus geplant – aktuell bis 2030. Ziel ist es, den Reiseverkehr zu entzerren und Staus auf den Autobahnen sowie überfüllte Flughäfen zu vermeiden.

Die Hoffnung, ab 2031 vielleicht doch mal einen Kompromiss zu finden, lebt trotzdem. Feller hat jedenfalls "freundlich darauf hingewiesen", dass auch Nordrhein-Westfalen gerne mal ausschlafen würde, bevor es losgeht in den Urlaub.

Während im Süden die bayerische DNA gegen alles Neue verteidigt wird, zeigt man sich im hohen Norden recht entspannt. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Dorit Stenke sieht keinen Anlass zur Reform. Immerhin: Dieses Jahr dürfen die Schüler dort auch erst Ende Juli in die Sommerferien starten – ganz ohne Sonderregelung.

Tourismus schaut zu – und hofft auf Klarheit

Für Reiseveranstalter, Hotellerie und Ferienhausanbieter ist das alles nicht ganz unwichtig. Unterschiedliche Ferienzeiten entzerren zwar den Ansturm, machen aber die Planung komplexer. Vor allem bei Personal und Kapazitäten kann das zur Herausforderung werden.

Ob sich nach 2030 wirklich etwas ändert? Eher unwahrscheinlich. Die Fronten sind altbekannt, die Argumente ebenfalls. Und solange die bayerische DNA Ferienpläne diktiert, bleibt wohl alles, wie es ist: Bayern spät, NRW früh – und der Rest irgendwo dazwischen.

Christian Schmicke

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