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25. Januar 2021 | 07:00 Uhr
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Wie sieht die virtuelle ITB Berlin Now aus, Herr Ruetz?

Letztes Jahr fiel sie kurzfristig ganz aus, dieses Jahr hat die virtuelle ITB Berlin Now im März Premiere. Aber was erwartet Touristiker von der Online-Weltmesse? Und wie sieht die Plattform aus? Im zweiteiligen Exklusivinterview mit Reise vor9 lüftet David Ruetz, Direktor der Internationalen Tourismus Börse, den Vorhang.

ITB Now Screenshot Igel-Grafik Foto Messe Berlin.jpg

"Die ITB Berlin Now ist eine Mischung aus Netflix, Zoom und Linkedin", sagt Direktor David Ruetz im Interview mit Reise vor9

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Die ITB Berlin Now findet vom 9. bis 12. März erstmals virtuell und vier Tage lang statt. Wie genau muss man sich das vorstellen?

Die ITB Berlin Now ist eine Mischung aus Netflix, Zoom und Linkedin. Wir haben drei Komponenten: einen Kongressteil mit Live-Streams von Diskussionen und Vorträgen, den Show Floor, auf dem sich die Aussteller präsentieren und das Networking mit Eins-zu-Eins-Gesprächen und allen Kontakten zur Vernetzung.

Für diese Funktionen brauche ich aber eigentlich noch keine Messe.

Ja, das ist durchaus richtig. Natürlich kann ein Einkäufer jederzeit zum Hörer greifen und mit Vertretern aus einem, Zielgebiet sprechen. Aber alle zur gleichen Zeit an einem Ort zu versammeln, das schafft nur die ITB und das ist effizient.

Wie sieht das Set-up aus?

Wir verzichten bewusst auf virtuelle 3D-Welten, Avatare und andere Spielereien. Solche Animationen kosten viel Geld und Zeit in der Entwicklung. Außerdem brauchen wir eine Plattform, die auch bei einem schwachen W-Lan in Machu Picchu funktioniert. Dazu kommt: Die ITB Berlin Now ist eine Business-Messe und wir wollen, dass sich die Leute auf die Inhalte und ihr Geschäft konzentrieren. Kernstück der digitalen Aussteller-Präsenz ist die sogenannte Brand Card. Damit lässt sich praktisch alles machen, was auch auf einem Messestand passiert. Aussteller können Produkte präsentieren, Filme zeigen, Dokumente hochladen, Kontakte aufbauen und pflegen. Es gibt einen Kalender, um Termine für One-to-One-Video-Gespräche zu vereinbaren. Aussteller können virtuelle Räume etwa für eine Pressekonferenz, eine Präsentation oder ein Café dazubuchen.

Wann und wo können sich interessierte Touristiker das mal anschauen?

Mitte Februar wird die Plattform online sein, so dass man als registrierter Nutzer live reinschauen kann. Am Montag, dem 8. März planen wir ein „Soft Opening“, wo wir alle Messeteilnehmer zum live Ausprobieren erwarten. Außerdem sind für jede Zielgruppe Tutorials in Arbeit, die wir in den nächsten Tagen fertighaben und im Februar launchen. Die Plattform ist kein Ponyhof. Das muss man schon üben. Es wird nicht reichen, sich am ersten Messetag anzumelden und einfach loszulegen. Wer das macht, läuft Gefahr zu straucheln. Sorry.  Die ITB Berlin Now braucht Vorbereitung, so wie die physische ITB auch.

Wie lange dauert es, eine Brand Card einzurichten?

In zwei bis drei Stunden ist das meist erledigt. Der Aussteller füllt dabei eine Maske aus, lädt Fotos, Logos und Dateien hoch und legt die Kontaktpersonen an. Je besser die Profile der Mitarbeiter gepflegt sind, desto besser funktioniert die Vernetzung. Eine Künstliche Intelligenz hinter dem System macht dann Vorschläge, wen man treffen könnte. Relevante Personen und neue Kontakte werden auf dem sogenannten „Discovery Graph“ optisch wie in einem Spinnennetz dargestellt. Dann einfach auf die Köpfe klicken, Kontakt aufnehmen und einen Termin vereinbaren, wenn Interesse besteht. Der wird dann automatisch in den Kalender eingetragen und der Zeitraum für andere Termine blockiert.

Was passiert, wenn die ITB Berlin Now vorbei ist?

Die Brand Cards bleiben online bis Ende Mai. Die Plattform wird weiter zugänglich sein, man kann die Kontakte nutzen und sich vernetzen. Auch die Vorträge und Diskussionen des Kongresses kann man sich nach der ITB Berlin Now als Video on Demand noch anschauen.

Warum gibt es die ganze Plattform nur in Englisch?

Das hat vor allem Zeit- und Kostengründe. Wenn alle Funktionalitäten übersetzt werden müssten, inklusive der Tutorials, dann wäre das ein ziemlich großer Aufwand. Um bei der Entwicklung keine Zeit zu verlieren, haben wir uns auf Englisch geeinigt. Wir sind keine Regionalmesse. Natürlich ist Deutschland wichtig, aber jeder Touristiker muss Englisch beherrschen.

Hat die Messe Berlin die Plattform selbst entwickelt?

Nicht komplett. Wir haben Dutzende Plattformen unter die Lupe genommen und uns überall ein bisschen was abgeschaut. Das Grundgerüst für die Plattform war bei der Dmexco 2020 bereits sehr erfolgreich im Einsatz. Das ist die Fachmesse für digitales Marketing, inklusive Kongress. Die Veranstaltung hat reichlich Traffic auf der Plattform generiert und lief ohne Probleme.

Wie stellen Sie sicher, dass die Plattform bei der Masse an Live-Streaming und tausender gleichzeitiger Zugriffe nicht in die Knie geht?

Wir sorgen für Stabilität, indem wir auf den besten Cloud-Anbieter setzen, die Amazon Web Services. Wenn es die nicht können, dann schafft das niemand.

Was passiert eigentlich auf dem Messegelände während der ITB. Ist da überhaupt jemand?

Wir sind natürlich hier. Unser ITB-Team ist für Aussteller und Fachbesucher erreichbar. Wir haben zwei Fernsehstudios aufgebaut, von denen aus wir den ITB-Kongress streamen. Einige Redner kommen ins Studio, andere werden wir dazuschalten.

Wie viele Aussteller sind schon dabei und wie viele sollen es werden?

Wir haben mit Stand heute mehr als 500 Hauptaussteller an Bord, was zum jetzigen Zeitpunkt super ist. Zum Vergleich: Auf der physischen ITB haben wir rund 1.000 Hauptaussteller mit rund 10.000 Unternehmen. Die Hauptaussteller der ITB Berlin Now bringen natürlich auch noch Unteraussteller mit. Das fängt aber jetzt erst an, wenn die Plattform im Februar online geht und die Mitaussteller eingepflegt werden können. Aktuell sind schon 109 Länder angemeldet und auch alle 16 Bundesländer. Wie viele Aussteller es am Ende insgesamt sind, werden wir sehen.

Wann ist Anmeldeschluss für die Aussteller?

Einen Tag vor dem Start, am 8. März.

Morgen lesen Sie im zweiten Teil des Interviews, was auf die Fachbesucher zukommt.

Ruetz David Direktor ITB Foto Messe Berlin

David Ruetz, Jahrgang 1968, ist Schweizer und war nach dem Studium unter anderem für Volkswagen im Bereich der Eventkommunikation tätig. Als Reiseleiter baute er in den neuen Bundesländern ein eigenes Business auf. 2001 stieß er zur Messe Berlin, zunächst im Bereich Events. Seit 2003 gehört er zum Team der ITB Berlin, heute ist er Direktor der weltgrößten Tourismusmesse.

 

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