Wie KI Wirtschaft und Gesellschaft verändert
Michael Buller (Foto), Vorstand des Verbandes Internet Reisevertrieb, sieht in Künstlicher Intelligenz eine tiefgreifende Veränderung aller Lebensbereiche – von der Arbeit über die Bildung bis hin zur Wirtschaft. In einer Analyse mahnt er, dass Unternehmen jetzt und nicht erst in Jahren KI-Kompetenzen aufbauen müssten.
VIR
VIR-Chef Michael Buller macht sich Gedanken über den Umgang mit künstlicher Intelligenz
In seinem Thesenpapier analysiert Buller die Chancen und Risiken von KI und warnt zugleich vor einem unreflektierten Umgang damit. KI verändere Wirtschaft, Bildung und Gesellschaft schneller als frühere technologische Entwicklungen. "Wir befinden uns mitten in einem Hochgeschwindigkeitsrennen – und müssen gleichzeitig noch herausfinden, wie das Fahrzeug funktioniert", sagt der Digitalexperte.
Buller erwartet, dass sich KI-Systeme zu ständigen digitalen Begleitern entwickeln, die den Alltag organisieren und Entscheidungen vorbereiten. Diese Entwicklung stelle Bildung und Arbeitswelt vor neue Herausforderungen. "Wir müssen lernen, nicht Wissen, sondern Lernfähigkeit und kritisches Denken zu fördern", fordert der VIR-Vorstand. Ebenso wichtig sei die Frage, wo der Mensch Grenzen ziehe und welche Entscheidungen bewusst nicht automatisiert werden sollten. KI könne nur dann Fortschritt bringen, wenn sie mit menschlichen Werten, wie Kreativität, Empathie und Verantwortung, verbunden bleibe.
Zweifel an KI-Inhalten
Ein wachsendes Problem sieht Buller in der Glaubwürdigkeit digitaler Inhalte. "Da KI täuschend echte Texte, Stimmen und Bilder erzeugt, müssen wir neue Formen digitaler Medienkompetenz entwickeln", so der Verbandschef. Es gehe darum, die Absichten und Emotionen hinter Inhalten zu erkennen und zwischen menschlicher sowie maschineller Kommunikation zu unterscheiden. "Wir müssen lernen, kritischer zu prüfen und bewusster zu kommunizieren."
Für die Wirtschaft sei KI längst keine Zukunftsfrage mehr. "Die Einführung von KI ist eine unternehmerische Kernkompetenz, die jetzt aufgebaut werden muss", so Buller. Im Unterschied zur Einführung des Internets herrsche heute weniger Skepsis, dafür aber ein höheres Tempo. Unternehmen experimentierten bereits in vielen Bereichen – von der Prozessautomatisierung bis zum Kundenservice. Allerdings bedürfe es klarer Regeln in Bezug auf Datenschutz, rechtliche Rahmenbedingungen und ethische Standards.
Neue Anforderungen an digitale Inhalte
Buller sieht auch neue Anforderungen an die digitale Präsenz von Unternehmen im KI-Zeitalter. Sichtbarkeit in KI-Systemen entstehe nur über aktuelle, strukturierte und glaubwürdige Daten. "Unternehmen müssen schnell Relevanz für KI schaffen – technisch, inhaltlich und strukturell", lautet seine Empfehlung. Nur so blieben sie für Suchsysteme und digitale Assistenten auffindbar.
Um den Austausch zwischen Fachleuten zu fördern, baut der Verband Internet Reisevertrieb derzeit zusammen mit dem Netzwerk Realizing Progress einen Kompetenzkreis KI auf. Dieser soll Expertise aus verschiedenen Branchen bündeln. "KI ist ein permanenter Lernprozess", sagt Buller. "Es gilt, Kompetenzzentren zu schaffen, um diese komplexe Materie zu verstehen und aktiv zu gestalten."