Früherer TUI-Chef Ralf Corsten gestorben
Der frühere TUI-Vorstandsvorsitzende Ralf Corsten (Foto) und ehemalige Kempinski-Geschäftsführer ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Corsten führte den Konzern in den 1990er-Jahren durch eine Phase der Umstrukturierung und legte den Grundstein für die heutige integrierte und internationale Aufstellung.

TUI Group
Ralf Corsten war von 1992 bis 2003 im TUI-Vorstand
Corsten starb am Dienstagabend laut einer TUI-Mitteilung nach kurzer Krankheit in seinem Zuhause am Starnberger See. TUI würdigt ihn als prägenden Manager, der den Konzern auf den Weg zu einem internationalen Touristikunternehmen führte. "Ralf Corsten war weit mehr als ein kluger Kopf mit außergewöhnlichem Sachverstand – er war ein Mensch von seltener Herzlichkeit und Verbindlichkeit", erklärt TUI-Chef Sebastian Ebel.
Vom Hotelberater zum Konzernlenker
Corsten wurde 1942 in Berlin geboren und wuchs in Ruhpolding auf. Nach dem Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in München und Kiel begann er 1968 als Geschäftsführer bei Kempinski International Hotel Consulting. Später führte er fast zwei Jahrzehnte die Continental Hotel Consultants, bevor er 1990 in den Vorstand von Interhotel wechselte und dort die Privatisierung der DDR-Hotelkette leitete.
Seine Berufung 1992 zum Vorstandsvorsitzenden der TUI kam überraschend, denn Corsten war bis dahin vor allem in der Hotellerie tätig gewesen. Er strukturierte den damals mittelständisch geprägten Veranstalter grundlegend um, setzte auf vertikale Integration, baute Zielgebietsagenturen und Hotelbeteiligungen auf und trieb die Expansion in Europa mit Zukäufen in Belgien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz voran.
Der Weg zur internationalen TUI
Auch als der Preussag-Konzern 1997 in das Touristikgeschäft einstieg, spielte Corsten eine Schlüsselrolle beim Umbau zum integrierten Reisekonzern. Er war unter anderem an der Übernahme von Thomson Travel und Nouvelles Frontières beteiligt. Damit legte er die Basis für die spätere Umbenennung von Preussag in TUI im Jahr 2002.
2003 verließ Corsten nach elf Jahren den TUI-Vorstand, als Michael Frenzel die Führungsebene verkleinerte. Nach seinem Ausscheiden blieb Corsten der Hotellerie treu. Er beriet Unternehmen und wurde Aufsichtsratsvorsitzender der Steigenberger Hotelgruppe. Den Aufsichtsratsvorsitz bekleidete er bis 2020.
Christian Schmicke