Hotelbetreibermarkt schwankt zwischen Krise und Wachstum
Der deutsche Hotelbetreibermarkt zeigt ein widersprüchliches Bild: Während einige Betreiber expandieren, geraten andere in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Steigende Kosten drücken auf die Margen, trotz guter Nachfrage. Die Konsolidierung schreitet voran, so die Analyse von Tina Froböse von Select Hotel Consulting im IHA-Report Hotelmarkt Deutschland 2025.

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Der Hotelbetreibermarkt entwickelt sich nicht eindeutig in eine Richtung
Der deutsche Hotelbetreibermarkt befindet sich im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichem Druck und Expansionslust. Zwar erreichte das Beherbergungsgewerbe 2024 laut Destatis mit 496 Millionen Übernachtungen ein neues Rekordniveau. Auch die Umsätze zogen deutlich an. Doch gleichzeitig geraten viele Betreiber in Schwierigkeiten. Gestiegene Kosten und sinkende Auslastung lassen die Margen schrumpfen.
Die Erträge steigen, aber nicht schnell genug
Während der durchschnittliche Zimmerpreis laut STR Global gegenüber 2019 um 17,8 Prozent auf 118,90 Euro stieg, fiel die Auslastung im selben Zeitraum von 71,4 auf 66,8 Prozent. Das führte zwar zu einem Revpar-Plus von über zehn Prozent, doch die Betriebskosten stiegen deutlich schneller. Insbesondere Personal-, Energie- und Warenkosten entwickelten sich dynamisch. Der Mindestlohn stieg seit 2020 um fast ein Drittel, deutlich stärker als die allgemeine Inflation.
Eine Modellrechnung zeigt: Selbst bei steigenden Umsätzen halbierte sich der GOP (Gross Operating Profit - Brutto-Betriebsergebnis) eines fiktiven Full-Service-Hotels im Vergleich zu 2019. Indexierte Pachtverträge verschärfen die Situation weiter. Die Folge: Betreiber benötigen deutlich höhere Einnahmen, um wirtschaftlich stabil zu bleiben.
Konsolidierung und Strukturwandel
Vor diesem Hintergrund steigt der Konsolidierungsdruck. Mehrere Betreiber meldeten in den vergangenen Monaten Insolvenz in Eigenverwaltung an, darunter die Achat Hotels und die Lindner Hotel Group. Andere wachsen über Zukäufe und Kooperationen: Die HR-Group übernahm Teile der Intercity Hotels und die H-Hotels, Novum Hospitality kooperiert mit IHG. Auch Premier Inn baut seine Präsenz weiter aus, wenn auch nicht ohne Personalabbau.
Motel One verkaufte einen Großteil seines operativen Geschäfts an den Finanzinvestor PAI Partners, während Ruby Hotels in das Portfolio von IHG überging, mit dem Ziel einer globalen Expansion. B&B Hotels kündigte an, seine Präsenz bis 2030 auf 400 Häuser zu verdoppeln.
Standortfrage und Wettbewerb verschärfen sich
Die Betreiberkrise trifft nicht alle gleich. Zwar sank die Zahl der Betriebe um fast neun Prozent, doch gleichzeitig stieg das Bettenangebot um 4,4 Prozent. Die gestiegene Angebotsdichte verschärft den Wettbewerb, insbesondere in Märkten mit durchschnittlicher Nachfrageentwicklung. Betreiber müssen daher verstärkt auf Segmentführerschaft in ihren Märkten setzen, um langfristig bestehen zu können.
Für Franchisenehmer wird die Partnerschaft mit globalen Marken attraktiver, wenn diese über Key-Money oder Joint-Venture-Modelle Anreize schaffen. Umgekehrt wird die Auswahl der Franchise-Partner strenger. Reine Markenpräsenz genügt nicht mehr, Portfolioqualität, Standortperformance und wirtschaftliche Substanz gewinnen an Bedeutung.
Digitalisierung und Effizienz als Antwort
Die Zukunftsfähigkeit vieler Betriebe hängt davon ab, wie effizient sie mit steigenden Kosten umgehen. Digitale Lösungen zur Prozessoptimierung, insbesondere im Back-of-House-Bereich, werden zur strategischen Notwendigkeit. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Servicequalität. Der persönliche Service wird teurer, ohne die Zahlungsbereitschaft der Gäste automatisch zu erhöhen. Ein neues Gleichgewicht muss gefunden werden.
Full-Service-Hotels mit hohem Personalbedarf und umfassendem Tagungsangebot stehen besonders unter Druck. Hier wird verstärkt in operative Exzellenz investiert durch gezielte Refurbishments und eine schlankere Dienstleistungsstruktur.
Verdrängung setzt sich fort
Bis 2029 sollen laut STR Global rund 71.000 neue Hotelzimmer auf den deutschen Markt kommen. Etwa 26.000 davon sind bereits im Bau. Selbst wenn nicht alle Projekte realisiert werden, ist mit einem anhaltenden Verdrängungswettbewerb zu rechnen. Insbesondere privat geführte Hotels ohne Nachfolge geraten unter Druck, was punktuell für Entspannung sorgen könnte, gleichzeitig aber das Bild der Branche langfristig verändert.
Neue Spielregeln im Betreiberwettbewerb
Die deutsche Hotellerie steht trotz starker Nachfrage vor strukturellen Herausforderungen. Nur Betreiber mit klarer Marktposition, effizientem Setup und strategischer Ausrichtung können in diesem Umfeld wachsen. Skaleneffekte, solide Finanzierungsstrukturen und digitale Kompetenz werden zunehmend zum Erfolgsfaktor.
Gleichzeitig eröffnet der Wandel neue Chancen: für Investoren, die auf professionelle Betreiber setzen, für Marken, die sich neu positionieren, und für Konzepte, die sich an veränderte Gästebedürfnisse anpassen. Der Hotelbetreibermarkt wird sich weiter konsolidieren und zugleich neu erfinden.
Der Report Hotelmarkt Deutschland 2025 kann über den IHA bezogen werden.