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14. November 2025 | 17:06 Uhr
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Hoteliers zwischen Neutralität und Haltung

Auf Schloss Elmau diskutierten Experten über die politische Haltung von Hoteliers und insbesondere, ob Neutralität noch zeitgemäß ist. Das Magazin 20 Minuten fing die Stimmen aus Politik, Hotellerie und Wissenschaft ein. Die Podiumsteilnehmer schildern Erfahrungen mit gesellschaftlicher Polarisierung und fordern einen respektvollen Dialog.

Neutralität neutral Ja Nein Foto iStock Sapunkele

Neutralität oder Standpunkt - das ist die Frage

Die Frage, ob ein Hotelier öffentlich eine politische Meinung zeigen darf, bewegt die Branche. Die Absage eines Hotels und des Caterers für eine AfD-Versammlung in Gießen befeuert aktuell die Diskussion. Hotel vor9.

Katja Kortmann vom Hotel Esplanade Dortmund hatte sich vor der Bundestagswahl in Social Media gegen die AfD positioniert, berichtet die AHGZ (Abo). Das brachte ihr 2.500 Reposts und 38.000 Likes ein – und massenhaft heftigste Beleidigungen sowie gefakte schlechte Bewertungen. Ihr Team stand zusammen und nach drei Wochen war der Spuk vorbei. Kortmann sagt, sie bereue kein Wort.

Anlässlich einer Preisverleihung im Schloss Elmau diskutierte eine Expertenrunde über Neutralität und Positionierung in der Hotellerie. Dabei trafen unterschiedliche Ansichten und Erfahrungen aufeinander, wie eine Zusammenfassung des Schweizer Magazins 20 Minuten zeigt.

Neutraler Boden oder Debattenraum?

Traditionell gelten Hotels als neutrale Orte, in denen jeder Gast willkommen ist und persönliche Konflikte draußen bleiben. Doch gesellschaftliche Polarisierung macht auch vor der Hotellerie nicht halt. CDU-Politikerin und Tourismusausschuss-Vorsitzende Anja Karliczek sieht die Hotellerie als einen Ort mit einer politischen Aufgabe und vertrat die Ansicht, dass sich die Rolle des Hotels als neutraler Ort ändern müsse. Sie fordert Auge-zu-Auge-Diskussionen zur Bekämpfung der Radikalisierung der Gesellschaft.

Dialog auf Augenhöhe gefordert

Dietmar Müller-Elmau, Gastgeber auf Schloss Elmau, versteht sein Haus bewusst als politischen Ort. Er betont, dass Debatte und Meinungsvielfalt zur offenen Gesellschaft gehören. Einen Dialog auf Augenhöhe hält er für essenziell: "Unsere Freiheit ist bedroht", aber es sei gut, dass diskutiert wird, meint Müller-Elmau. Ein sichtbares Zeichen seiner Haltung: eine Israelflagge am Hoteleingang, die dort hing, bis die letzte Geisel freigelassen wurde. Der Hotelier fordert Respekt als Grundlage jeder Debatte.

Psychologe und Soziologe Thomas Druyen sieht Hotels wie Elmau als wichtigen Resonanz- und Denkraum. Er sieht das zentrale gesellschaftliche Problem in der rasanten Zunahme von Informationen und äußeren Reizen, ausgelöst vor allem durch soziale Medien. Diese ständige Überflutung überfordere das Gehirn und wirke sich negativ auf die psychische Gesundheit aus. 

Frank Winter

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