Hotelverband-Studie warnt vor Folgen höherer Mehrwertsteuer
Eine Studie des europäischen Hotelverbands Hotrec zeigt, dass schon ein Prozentpunkt höhere Mehrwertsteuer im europäischen Gastgewerbe über 100.000 Jobs kosten könnte. Bei einer Anpassung auf Standardsteuersätze drohten fast eine Million Stellenverluste. Besonders gefährdet seien ländliche Regionen und kleine Betriebe.
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Mehrwertsteueränderungen haben gravierende Auswirkungen auf das Gastgewerbe
Die von Hotrec veröffentlichte Studie des Beratungsunternehmens Syntesia untersucht die Auswirkungen von Steueränderungen auf das Gastgewerbe in der EU sowie Island, Norwegen und Großbritannien. Die Ergebnisse kommen zu einem kritischen Zeitpunkt, denn mehrere Regierungen erwägen höhere Mehrwertsteuersätze und zusätzliche Tourismusabgaben.
Schon kleine Änderungen treffen hart
Das Gastgewerbe arbeitet mit geringen Margen und ist sehr personalintensiv. Laut Modellrechnungen kann bereits eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt Umsatzeinbußen von rund acht Milliarden Euro und mehr als 100.000 Arbeitsplatzverluste auslösen. Eine sofortige Anpassung an Standardsteuersätze hätte noch gravierendere Folgen: Fast eine Million Jobs könnten wegfallen und das Bruttoinlandsprodukt um 0,5 Prozent sinken. Besonders betroffen wären ländliche Regionen, in denen Hotels und Restaurants oft die letzten Arbeitgeber sind.
Tourismusabgaben steigen rasant
Die Studie verweist zudem auf eine wachsende Belastung durch lokale Tourismussteuern. In Amsterdam etwa könnten Mehrwertsteuer und Abgaben bis 2026 mehr als ein Drittel des Hotelpreises ausmachen.
Positive Effekte bei Steuersenkungen
Die Studie zeigt auch die andere Seite: Eine Senkung der Mehrwertsteuer kann Beschäftigung und Umsatz deutlich stärken. Niedrigere Sätze wirken wie ein Stabilisierungselement für ein arbeitsintensives Gewerbe mit geringen Margen. Sie erleichtern Investitionen, sichern Arbeitsplätze und fördern bezahlbare Angebote für Gäste, so die Studienautoren.
Hotrec fordert Koordination
Der Verband warnt vor unkoordinierten Steuererhöhungen und ruft zu einer abgestimmten Politik auf. "Reduzierte Mehrwertsteuersätze sind kein Privileg, sondern ein Stabilisierungstool", betont Präsident Alexandros Vassilikos. Sie sollen Beschäftigung sichern und bezahlbare Gastfreundschaft ermöglichen.