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26. Juni 2023 | 07:00 Uhr
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Siteminder empfiehlt Hotels einen ausgewogenen Vertriebsmix

Der Deutschland-Tourismus habe wieder Fahrt aufgenommen, analysieren die Hotel-Spezialisten von Siteminder. Sie beobachten einen Trend zu kleineren Hotels und erkennen Erfolge nationaler Buchungsportale. Clemens Fisch (Foto), Regional Director DACH und EMEA, betont die Wichtigkeit einer guten Hotel-Website.

Siteminder Clemens Fisch Regional Director DACH EMEA Foto Siteminder

Clemens Fisch von Siteminder sieht das Hotelgeschäft in Deutschland auf einem guten Weg

Herr Fisch, was ist für Sie die bedeutendste Erkenntnis der aktuellen Siteminder-Analysen?

Dass die Buchungen zurückgekommen sind und die Auslastung der Häuser gestiegen ist. Unsere Daten deuten darauf hin, dass die Hotels weltweit aktuell mehr Buchungen erhalten als zur gleichen Zeit im Jahr 2019, wobei die deutschen Hotels wieder ungefähr beim Vor-Corona-Niveau angekommen sind. Grundsätzlich zeigt sich, dass die Leute wieder reisen und Vertrauen haben. Und die internationalen Besucher kommen wieder nach Deutschland. The dog days are over.

Die Analysen ergeben einen Buchungstrend zu kleineren Beherbergungsbetrieben. Etwa 48 Prozent der Befragten wollen künftig eher in einem Boutique Hotel, einer Ferienwohnung oder einem Airbnb urlauben. Das Jahr zuvor waren es 44 Prozent. Wie kommt das?

Ich denke, dass viele kleinere Häuser die Pandemie-Zeit dafür genutzt haben, um sich professioneller aufzustellen und für den Gast auch sichtbar zu sein, indem sie eine ausdrucksstarke Internetseite mit direkter Buchungsfunktion installiert haben. Die Internetseite ist eine wichtige Visitenkarte, die den Gast auf den ersten Blick ansprechen muss. Das ist besonders für die Generation Z wichtig. Sie haben keine Zeit und keine Geduld, ewig durch eine komplizierte Seite zu suchen und mitunter gar keine Direktbuchung vornehmen zu können. Da muss alles schnell und reibungslos gehen. Sonst sind sie weg und suchen woanders.

Haben Sie weitere Trends ausgemacht?

Ja. Der Wunsch, mit seinem Tier zu verreisen, hat immer mehr zugenommen. Ein solcher kann eher von kleineren Häusern bedient werden. Und der Workation-Trend, die Kombination von Urlaub und Arbeit, hat zugenommen. Dafür braucht es Beherbergungsbetriebe mit entsprechend fortschrittlicher Technik und entsprechenden Services, das können eher die großen Ketten und Häuser bieten.

Gerade beim Vertrieb scheint sich einiges getan zu haben. Zwar sind internationale OTAs nach wie vor der wichtigste Vertriebsweg für Hotels, aber auch kleinere nationale vermelden Buchungszuwächse. Erwächst da eine Konkurrenz?

Nicht wirklich, gegen das Marketingbudget der Großen internationalen Player wie Booking.com können nationale Buchungsportale wie Kurzurlaub.de nicht konkurrieren. Vielmehr schafft es eine weitere reizvolle Option für Gäste und Hoteliers, da sie oftmals Nischen besetzen, welche die Großen nicht haben. Beispielsweise Urlaub auf dem Bauernhof. Da finde ich bei den großen keine Angebote, aber dafür viele kleine Buchungsportal, die sich darauf spezialisiert haben.

Welche Vertriebsmöglichkeiten sollten deutsche Hoteliers denn vorwiegend nutzen?

Ein Mix ist zielführend, um dauerhaft die Sichtbarkeit zu erhöhen. Für den Direktvertrieb eine Buchungsmöglichkeit auf der eigenen Homepage, zudem international agierende Buchungsportale, um ausländische Gäste zu akquirieren. Deutsche Gäste findet man verstärkt über hiesige Portale oder spezialisierte Nischenportale.

Haben Sie angesichts der Studienergebnisse eine Empfehlung für Hoteliers, wie sie die Zukunft angehen sollen?

Sie sollten auf einen Vertriebsmix setzen sowie mehr in die IT und in entsprechende Software-Lösungen investieren, vor allem die kleineren und familiengeführten Betriebe. Und vor Ort sollten die Prozesse modernisiert werden. Man findet immer noch kleinere Hotels, in denen die dicke Belegungskladde auf dem Front Desk liegt, über Software läuft da immer noch zu wenig. Das wird sich aber ändern, wenn die Betriebe an die nächste Generation übergeben werden. Viele Ältere sperren sich dagegen und fürchten einen immensen Kostenfaktor in der Größenordnung einer Eigentumswohnung. Dabei kostet das gar nicht so viel, es gibt auch günstige Abo-Modelle. Eine Buchung muss einfach unkompliziert ablaufen, mit prompter digitaler Übermittlung einer Buchungsbestätigung. So etwas funktioniert bei vielen immer noch viel zu umständlich und kompliziert.

 

Zur Person

Der Österreicher Clemens Fisch stieß nach mehreren Jahren als Reiseleiter für Studentengruppen, Area Manager von EF Cultural Tours sowie unter anderem stellvertretender Verkaufsleiter bei PDM Touristik zu booking.com, um ab 2016 zu Siteminder zu wechseln, wo er die Position als Regional Director für den DACH und EMEA-Raum bekleidet. Siteminder ist ein australisches Hotel-Commerce-Unternehmen, dass Software-Lösungen für die Hotellerie anbietet und regelmäßig die Buchungsdaten von 36.000 Hotel weltweit analysiert.

 

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