Bio Hotels setzen auf 100 Prozent Bio und neue Ziele
Die Hotelkooperation Bio Hotels umfasst rund 50 Häuser in fünf Ländern, davon rund die Hälfte in Deutschland. Sie steht für 100 Prozent Bio-Standards ohne Kompromisse. Nun will sich die Gruppe weiterentwickeln, mit neuen Kriterien, größerer Sichtbarkeit und gezielter Expansion. Auch der Markenauftritt soll überarbeitet werden.

Bio- und Vitalbauernhof Bacherhof
Der Bacherhof ist eines der Mitglieder der Kooperation
Die Kooperation, mit Sitz in Haiming in Tirol, setzt auf eine klare Haltung statt auf ein Massenkonzept. Seit 2001 bündelt Bio Hotels Betriebe, die sich vollständig dem Thema Nachhaltigkeit und Bio verschrieben haben. Der Zusammenschluss umfasst derzeit rund 50 Hotels in Deutschland, Österreich, Italien (vor allem Südtirol), Kroatien, Slowenien und Griechenland. Im Unterschied zu anderen Öko-Siegeln basiert die Mitgliedschaft auf einem konsequenten Ansatz: "Bei uns gibt es entweder 100 Prozent Bio – oder gar nichts", sagt Christian Pfanner, Chef der Bio Hotels.
Strenge Standards und laufende Weiterentwicklung
Die Anforderungen an Mitgliedsbetriebe gelten als hoch. Das betrifft insbesondere die Herkunft und Qualität von Lebensmitteln, aber auch Kriterien wie Matratzenmaterialien oder soziale Nachhaltigkeit. Künftig sollen etwa auch recycelte Materialien zugelassen werden, ein Beispiel für die laufende Überarbeitung der Standards. Vorschläge hierzu kommen aus den Mitgliedsbetrieben selbst und werden intern abgestimmt.
Soziale Nachhaltigkeit im Fokus
Handlungsbedarf sehen die Bio Hotels unter anderem bei der sozialen Nachhaltigkeit. Gemeinwohlorientierung, faire Arbeitsbedingungen und Unterstützung regionaler Bio-Landwirtschaft sollen stärker betont werden. Aber nur Regionalität reiche nicht aus, so Pfanner: "Regional an sich ist kein Qualitätsmerkmal."
Eigenes Bio-Siegel mit EU-Schutz
Ein Alleinstellungsmerkmal von Bio Hotels ist die neue Gewährleistungsmarke, mit der die Bio Hotels zertifizieren dürfen. Damit agiert die Gruppe rechtlich ähnlich wie ein TÜV, ein klarer Schritt zur Qualitätsabsicherung. Die Marke ist EU-weit, inklusive Schweiz und Liechtenstein, geschützt.
Kosten und Mitgliedschaft
Die Beitragshöhe für die Mitgliedschaft richtet sich nach dem Umsatz mit Logis und Frühstück, nicht mehr nach der Zahl der Zimmer. Grundlage ist ein Anteil von etwa ein bis 1,5 Prozent dieses Umsatzes. Die Mitgliedschaft beinhaltet unter anderem die Nutzung der Marke, umfangreiche Marketingmaßnahmen, eine eigene Buchungsplattform samt Channel-Manager und verschiedene technische Leistungen.
Marketing und Kommunikation im Wandel
Der Großteil der Mitgliedsbeiträge fließt in die Vermarktung. Dazu zählen Kampagnen zu Themen wie Kulinarik, Yoga oder Fasten, ein gedrucktes und digitales Magazin in drei Sprachen sowie Podcast-Formate. Künftig soll der Markenauftritt emotionaler werden. Es gehe weniger um Fakten wie "100 Prozent Bio", sondern stärker um die Werte hinter dem Konzept.
Expansion auf Sicht
Trotz Nischenfokus ist Wachstum gewünscht. Die Kooperation will von derzeit 50 auf etwa 150 bis 200 Betriebe wachsen. Dafür geht man nun erstmals aktiv in die Akquise, unter anderem in Richtung Portugal, Spanien und Kroatien.
Zielgruppe: Überzeugung statt Auslastung
"Zu uns kommt niemand, der einfach nur eine zusätzliche Buchungsplattform sucht", sagt Christian Pfanner. Die Bio Hotels seien kein klassischer Vermarkter, sondern eine Wertegemeinschaft. Viele neue Mitglieder kämen durch Empfehlungen oder das Best-Practice-Kompendium, in dem Erfolgsgeschichten aus der Gruppe dokumentiert sind.
Herausforderungen im Markt
Wie viele Hotels kämpfen auch die Bio Hotels mit Kostensteigerungen, Fachkräftemangel und Bürokratie. Zusätzlich erschwert der lockere Umgang mit dem Begriff "Bio" in manchen Ländern, insbesondere Österreich, die klare Positionierung. Dort könne sich nahezu jeder Betrieb Bio nennen, ohne verbindliche Standards einhalten zu müssen.
Mehr Sichtbarkeit und politische Vernetzung
In den kommenden Monaten soll der neue Markenauftritt sichtbar werden. Zudem will sich die Gruppe stärker politisch einbringen, etwa über Kooperationen mit Bio-Verbänden wie Bioland, Naturland oder den "Enkeltauglichen Österreichern". In klassischen Branchenverbänden wie ÖHV oder Dehoga sind die Bio Hotels derzeit nicht aktiv. Das kann sich jedoch ändern.
Frank Winter