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13. April 2023 | 21:32 Uhr
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"Die Vier-Tage-Woche ist für uns keine Lösung"

Die Vier-Tage-Woche wird in der Hotellerie immer öfter eingesetzt – auch, um leichter Mitarbeiter zu akquirieren. David Etmenan (Foto), CEO von Novum Hospitality, hält nichts von diesem Weg für sein Unternehmen und geht lieber in eine andere Richtung.

NOVUM Hospitality David Etmenan CEO Owner Foto Novum

Novum-Chef David Etmenan sieht für sein Unternehmen Alternativen zur Vier-Tage Woche

Die deutsche Hotellerie befindet sich auch auf Seiten der Fachkräftegewinnung und Ausbildung in einem leichten Aufwind. Laut einer aktuellen Erfassung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) schlossen im vergangenen Jahr 7.092 junge Menschen einen Ausbildungsvertrag als Hotelfachfrau oder Hotelfachmann ab – der stärkste Anstieg im gesamten Gastgewerbe, aber noch immer weit von den 2019er-Zahlen entfernt.

Um dennoch als Arbeitgeber attraktiv zu sein, setzen mittlerweile einige Hotels auf neue Arbeitsmodelle wie eine Vier-Tage-Woche – mit der aber beispielsweise Novum Hospitality nichts anfangen kann. So sieht Novum-CEO David Etmenan darin "keine Lösung, um bestehende Mitarbeiter zu binden oder neue zu akquirieren". Lieber setze sein Unternehmen auf "attraktive Prämien" sowie die Möglichkeit, zwei Tage in der Woche im Homeoffice zu arbeiten. 

Auch pflege Novum nach eigener Aussage eine "sehr offene Kommunikation, quer durch alle Bereiche", die dann unter anderem in jährlichen "We are Family"-Veranstaltungen gipfelt, zu denen vom Auszubildenden bis zum Hoteldirektor alle eingeladen werden. "Da werden die Chefs dann nahbar", sagt Etmenan. Kombiniert mit einem umfangreichen Intranet und dessen detaillierten und persönlichen Inhalten sorge dies "für sehr loyale und zufriedene Mitarbeiter".

Mit dem Modell "Jetsettler" das Front Office attraktiver machen

Um der Bedeutung der Work-Life-Balance auf eigene Weise zu begegnen, haben sich die sechs Mitarbeiter der für die gesamte Novum-Gruppe zentralisierten HR-Abteilung im Head Office im vergangenen Jahr mit "Jetsettler" ein neues Modell einfallen lassen, um zumindest das eher ungeliebte Front Office wieder attraktiver zu gestalten.

Externe oder interne Mitarbeiter können sich dafür bewerben und bei einem Vertragsabschluss für eine je nach eigener Vorliebe bestimmte Zeit in mehr als 150 Hotels der Gruppe an mehr als 60 Standorten in den fünf Ländern Deutschland, Österreich, Spanien, Großbritannien und den Niederlanden im Front Office eingesetzt werden. Zu dem unbefristeten Angebot kommen eine kostenlose Unterbringung, Frühstück, Verpflegungspauschale, Bahn Card, extra Urlaubstage, eine "attraktive Vergütung sowie ein an die Reisetätigkeit gekoppeltes Bonussystem".

Damit der Einstieg an einem anderen Ort reibungslos verläuft, werden die Kandidaten von Trainern in einem umfassenden Onboarding in Hamburg auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. Laut David Etmenan wurde das im vergangenen Herbst gestartete Arbeitsmodell gut angenommen, "derzeit stehen etwa 35 Jetsettler auf unserer Payroll.“ Wie viele es insgesamt wohl werden? Etmenan hält 50 für eine realistische Größe, "wir werden künftig sicher keine 300 Jetsettler auf unserer Gehaltsliste haben".

Mitarbeitersuche in Osteuropa

Um den nach wie vor bestehenden Mehrbedarf an Arbeitskräften zu sichern, setzt Novum verstärkt auf Mitarbeiter aus dem Ausland und sucht via soziale Medien vor allem in Rumänien, Ungarn, Singapur oder Aserbaidschan. Für die neuen Kollegen gibt es in Kooperation mit der Deutschen Hotel Akademie ein englischsprachiges Onboarding und eine über Novum gestellte Unterkunft. 

Wolle ein Mitarbeiter lieber eine eigene Wohnung, unterstütze der jeweilige Hotel Manager bei der Suche nach einer Bleibe und helfe bei notwendigen Behördengängen. "Das funktioniert auch gut“, sagt Etmenan, bislang würden etwa 80 Mitarbeiter aus dem Ausland in allen Häusern der Gruppe arbeiten. Zwar gibt er an, dass dieser Weg der Mitarbeiter-Rekrutierung sehr zeitintensiv sei – "aber dieser Weg lohnt sich für uns, die neuen Mitarbeiter sind alle hoch motiviert".

Mit diesen Modellen fahre man derzeit ganz gut, wolle sich aber nicht ausschließlich darauf verlassen und bietet neben den üblichen dualen Berufsausbildungsgängen der Hotellerie auch mittlerweile duale Studiengänge an, um die offenen Management-Positionen künftig vermehrt mit eigenen Leuten zu besetzen. Kooperationspartner hierfür sind die Internationale Berufsakademie (IBA) und die Internationale Hochschule (IU). Gleichzeitig arbeite das HR-Team unter Vice President Jörg Berthold an weiteren Job- und Rekrutierungsmodellen, um den Mitarbeiter-Bedarf auch in Zukunft zu decken.

Sven Schneider

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