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24. Juni 2025 | 14:31 Uhr
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Fachkräftemangel treibt Azubi-Gehälter in die Höhe

Die tariflichen Ausbildungsvergütungen in Deutschland steigen im Schnitt um 6,4 Prozent. Auch im Gastgewerbe legt die Bezahlung zu, bleibt aber hinter anderen Branchen zurück. Der Fachkräftemangel sorgt für überdurchschnittliche Erhöhungen, insbesondere in Berufen mit bislang niedrigen Einstiegslöhnen, so eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung.

Azubis Hotel Foto iStock AndreyPopov

Die Azubi-Gehälter im Gastgewerbe sind gestiegen, bleiben jedoch hinter anderen Branchen zurück

Im neuen Ausbildungsjahr steigen die tariflichen Ausbildungsvergütungen erneut kräftig. Laut einer Analyse der Hans-Böckler-Stiftung liegt der Zuwachs über alle untersuchten Tarifbranchen hinweg im Schnitt bei 6,4 Prozent. Nur noch wenige Berufe starten unterhalb der 1.000-Euro-Marke. Auch das Gastgewerbe profitiert vom Anstieg, allerdings auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Gastgewerbe mit durchschnittlichen Werten

Im ersten Ausbildungsjahr liegen die tariflichen Vergütungen im Gastgewerbe meist zwischen 1.000 und 1.200 Euro monatlich. Damit gehört die Branche zur mittleren Gruppe der insgesamt 20 untersuchten Tarifbereiche. Höhere Werte erzielen unter anderem Pflege, Banken, Versicherungen und das Baugewerbe, während etwa das Friseurhandwerk mit 710 Euro weit zurückbleibt.

Die Steigerungen im Gastgewerbe fallen regional unterschiedlich aus. In Bayern liegen die aktuellen Zuwächse laut der Hans-Böckler-Stiftung zwischen fünf und zehn Prozent, in Sachsen zwischen zwei und fünf Prozent. In beiden Fällen liegt der Anstieg unter dem Durchschnitt, aber noch über der gesetzlichen Mindestvergütung von derzeit 682 Euro.

Fachkräftemangel erhöht Druck auf Vergütungen

Deutliche Zuwächse verzeichnen vor allem Branchen mit besonders großer Personalnot. So stiegen die Ausbildungsvergütungen im Backhandwerk um 18,6 Prozent, der höchste Wert der Untersuchung. Auch in der Gebäudereinigung, der Pflege sowie in Teilen der Industrie wurden zweistellige Steigerungen verzeichnet.

"Unter den Engpassberufen, in denen Fachkräfte fehlen, sind längst auch etliche Ausbildungsberufe", sagt Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI). Eine stärkere Tarifbindung könne helfen, die Fachkräftebasis zu sichern.

Tarifbindung als Schlüsselfaktor

Wo Tarifverträge fehlen, bleiben Ausbildungsvergütungen oft niedrig. In solchen Fällen greift lediglich die gesetzlich festgelegte Mindestvergütung. Diese liegt im Vergleich deutlich unter dem Bafög-Höchstsatz für Studierende von 992 Euro. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert deshalb eine Anhebung der Mindestvergütung auf mindestens 834 Euro, das entspricht 80 Prozent des tariflichen Durchschnitts.

Langfristiger Aufwärtstrend

Seit 2020 sind die tariflichen Ausbildungsvergütungen in vielen Branchen überdurchschnittlich gestiegen. Im Backhandwerk etwa beträgt der Anstieg im ersten Ausbildungsjahr 65,9 Prozent, in der ostdeutschen Süßwarenindustrie 58,9 Prozent. Auch im Gastgewerbe zeigt sich ein deutlicher Trend nach oben, insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern. In Bayern legten die Vergütungen um über 40 Prozent zu, in Sachsen um rund 45 Prozent.

Zwar bleibt die Bezahlung im Gastgewerbe unterhalb der Spitzenwerte anderer Branchen, doch der Trend zeigt klar nach oben. Der anhaltende Mangel an Fachkräften zwingt Betriebe zunehmend dazu, die Ausbildungsbedingungen attraktiver zu gestalten.

Frank Winter

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