Tägliche News für die Hotellerie

23. November 2025 | 10:21 Uhr
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So blickt die Hotellerie auf die Haltungs-Debatte

Wie viel Haltung verträgt die Hotellerie? Eine Hotel-vor9-Umfrage unter rund 300 Teilnehmern zeigt, dass die Branche in dieser Frage gespalten ist: Auf der einen Seite gibt es eine klare Mehrheit, die dafür plädiert, dass Hotels neutrale und überparteiliche Orte sein sollten. Gleichzeitig spricht sich die gleiche Teilnehmergruppe mehrheitlich dafür aus, gewisse Gästegruppen aus Gründen der "Haltung" durchaus abzulehnen. Die Ergebnisse im Detail.

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Hoteliers stornieren Buchungen, wenn Gäste aus extremistischen oder rechtspopulistischen Kreisen stammen. Andere halten dies für unvereinbar mit professioneller Gastlichkeit. Um herauszufinden, wie die Branche darüber denkt, fragte Hotel vor9 in der vergangenen Woche die Leserschaft und wollte wissen, "wie viel Haltung verträgt die Hotellerie?" 

Unter den rund 300 Teilnehmern waren 63 Prozent wirtschaftlich Verantwortliche, also Eigentümer, Betreiber, General Manager oder Führungskräfte. 37 Prozent der Teilnehmer waren Angestellte aus der Hospitality-Branche ohne direkte wirtschaftliche Verantwortung.

Auf die Frage, ob Hotels Gäste aus Haltungsgründen ablehnen sollten, bildet sich in der Mehrzahl ein Pro-Haltungs-Lager: 59,6 Prozent der wirtschaftlich Verantwortlichen stimmen zu, unter den Angestellten waren es noch 53,6 Prozent. Die Kommentare reichen von moralischen Erwägungen bis zu klarer Risikoabwägung. Interessant: Mitunter wird das Risiko, einen Gast aus politischen Motiven abzulehnen, geringer eingeschätzt, als das Risiko, einen solchen Gast zu beherbergen. So äußerte sich ein Umfrageteilnehmer wie folgt: "Lieber ein kleiner finanzieller Verlust als ein großer Image-Schaden." Andere argumentierten eher übergeordnet. So äußerte sich ein Leser wie folgt: "Wir leben von Vielfalt – wir können ausländerfeindliche Politik nicht unterstützen." 

Die Ablehnung bestimmter Gästegruppen ist keine Seltenheit

Dass Ablehnungen bestimmter Gäste längst Realität sind, zeigt die Frage, ob im eigenen Hotel bereits politische Gruppen abgewiesen wurden: 47,7 Prozent der Führungskräfte und 43,4 Prozent der Angestellten bestätigen entsprechende Fälle. Interessant ist, dass seitens der Führungskräfte oftmals die Ablehnung damit begründet wird, man müsse schließlich die eigenen Mitarbeiter schützen. So schreibt ein General Manager: "Es ist unzumutbar, mein Team solchen Gruppen auszusetzen."

Bei der Aussage "Hotels sollten ein neutraler und überparteilicher Ort sein. Solange die Gäste nicht gegen Gesetze oder die Hausordnung verstoßen, sind sie willkommen, auch wenn ich persönlich vielleicht eine andere Ansicht als sie vertrete", ergibt sich ein überraschender Befund. Denn dieser Aussage stimmen 60,3 Prozent der wirtschaftlich Verantwortlichen zu, 35,5 Prozent sehen das anders, 4,1 Prozent sind hier unentschlossen. Bei den Angestellten stimmen 52,1 Prozent für Neutralität, 42,3 Prozent dagegen, 5,6 Prozent sind unentschlossen. Überraschend deshalb, weil die gleichen Umfrageteilnehmer zwei Fragen zuvor mehrheitlich für eine begründete Ablehnung bestimmter Gästegruppe votiert hatte. 

Pascal Brückmann

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