So sollen die Michel Hotels zu neuer Größe gebracht werden
Nach dem Comeback der Michel Hotels (Hotel vor9 berichtete exklusiv), hat Eigentümer Ido Michel (Foto) wieder Großes vor. Langfristig plant er mit einer Gruppe von 100 Hotels. Im Interview blickt er auch zurück auf die nicht geglückte Zusammenarbeit mit Achat, die in der Insolvenz in Eigenverwaltung endete. Neben dem finanziellen Verlust wiegt die emotionale Enttäuschung schwer.
Michel Hotels
Ido Michel ist wieder aktiv in das Betreibergeschäft eingestiegen
Herr Michael, was hatte Sie eigentlich dazu bewogen, ihre Hotels Anfang 2023 an Achat zu verpachten?
Ido Michel: Zu Beginn des Jahres 2023 suchte ich nach einer Möglichkeit, die Zukunftsfähigkeit der Hotelgruppe zu sichern und zugleich meine operative Verantwortung zu reduzieren. Die Kooperation mit Achat erschien als ideale Gelegenheit, unsere Häuser in ein größeres Markenportfolio mit zusätzlichen Ressourcen und erweiterter Marketingreichweite einzubringen.
Wann haben Sie gemerkt, dass die Zusammenarbeit anders verläuft als geplant?
Bereits in den ersten Monaten zeigte sich, dass die Zusammenarbeit nicht den Erwartungen entsprach. Zwischen den gegebenen Zusicherungen und der tatsächlichen Umsetzung bestanden deutliche Unterschiede. Insbesondere Service und Management entsprachen nicht meinen Vorstellungen; die gemeinsame Vision wurde nicht verwirklicht.
Warum war es nicht möglich, gemeinsam mit Achat eine Lösung außerhalb der Insolvenz zu finden? Ihr Partner musste sich schließlich in die Insolvenz in Eigenverwaltung begeben.
Es mangelte an Offenheit seitens Achat. Die Herausforderungen wurden nicht transparent kommuniziert, und es fehlte die Bereitschaft, gemeinsam kreative Lösungswege zu entwickeln. Dadurch kam es zu einem gerichtlichen Verfahren, das keine Grundlage für einvernehmliche Lösungen bot.
Sie dürften einer der größten Gläubiger in dem Verfahren sein und erhalten wahrscheinlich nur rund 15 Prozent der ausstehenden Summe. Wie schmerzhaft ist dieser wirtschaftliche Verlust?
Der Verlust, der infolge des Insolvenzverfahrens entstanden ist, beträgt tatsächlich etwa 85 Prozent der Forderungen und ist finanziell spürbar und zugleich emotional enttäuschend, da die Partnerschaft insgesamt die Erwartungen nicht erfüllt hat. Hinzu kommt, dass selbst die zur Zahlung festgesetzten Beträge bislang nicht beglichen wurden.
Wann haben Sie entschieden, die Hotels wieder in den Eigenbetrieb zurückzuholen?
Als mir bewusst wurde, dass die Fortführung der Partnerschaft die Glaubwürdigkeit der Marke und das Vertrauen der Gäste gefährden könnte, war es für mich selbstverständlich, die Verantwortung wieder selbst zu übernehmen und eine Lösung einzuleiten.
Wie kommt es, dass ein Teil der Häuser zurückgeführt wurde, andere aber bei Achat verblieben?
Ob ein Haus zurückgeführt werden konnte, hing von den jeweiligen vertraglichen und geschäftlichen Umständen ab. Manche Hotels konnten sofort übernommen werden, andere waren noch an bestehende Verträge gebunden. Die verbleibenden Häuser werden juristisch geprüft, wobei die Situation durch laufende Insolvenzverfahren und den Wechsel in der Geschäftsführung weiterhin komplex bleibt.
Wie viele Michel-Hotels wird es Ende 2026 geben?
Mein Ziel ist es, die Mehrzahl der Häuser wieder unter der Marke Michel Hotels zu vereinen. Bis Ende 2026 rechne ich mit etwa 40 bis 50 Hotels im Verbund – wie viele davon aus dem bisherigen Bestand von Achat kommen, bleibt abzuwarten. Ein erster wichtiger Schritt ist die Neueröffnung des Hotels in Grafenau, die für mich einen bedeutenden Neubeginn markiert.
Wie groß wird Ihre neue Betreibergesellschaft sein?
Die neue Gesellschaft soll mit einer schlanken, professionell aufgestellten Zentrale arbeiten und die Hotels direkt unterstützen. Langfristig strebe ich eine Gruppe mit über 100 Hotels an. Angesichts der heutigen Marktbedingungen sind Größe und effiziente Strukturen unabdingbar für nachhaltigen Erfolg.
Und Ihre Rolle? Eigentlich wollten Sie ja weniger operative Verantwortung haben?
Ursprünglich war mein Plan, mich aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen. Die aktuellen Entwicklungen haben mich jedoch dazu bewogen, wieder aktiver einzusteigen. Ich sehe es als meine persönliche Aufgabe, die künftige Entwicklung der Gruppe zu sichern. Dafür haben wir, denke ich, einen guten Weg gefunden.
Was ist Ihr persönliches Fazit aus dieser Reise?
Meine wichtigste Erkenntnis ist, dass keine Partnerschaft die eigene Verantwortung gegenüber Marke und Team ersetzen kann. Auch wenn mein Comeback durch die Umstände erzwungen war, sehe ich darin eine Chance, die Gruppe zu stärken, ihre Zukunft zu sichern und weiter auszubauen. Einige Verträge sind bereits abgeschlossen, weitere Gespräche laufen auf Hochtouren.
Das Gespräch führte Pascal Brückmann