Städtetourismus in DACH wächst, doch es droht Overtourism
Städtereisen boomen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für Hoteliers bedeutet das volle Häuser, aber auch wachsende Herausforderungen. Hans Amrein, Chefredakteur von Hotel Inside, sieht Chancen durch steigende Nachfrage, warnt aber vor sozialen Spannungen und fordert Steuerung, Nachhaltigkeit und Einbindung.
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Städtereisen boomen, doch es droht die Gefahr der Ablehnung der Touristen
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Der Städtetourismus gehört seit zwei Jahrzehnten zu den wachstumsstärksten Segmenten des Reisemarkts. Berlin, Wien, Zürich und viele weitere Städte verzeichnen steigende Gästezahlen und profitieren von internationaler Sichtbarkeit sowie wirtschaftlichen Impulsen. Laut ADAC-Studie plant mehr als die Hälfte der Deutschen 2025 eine Städtereise.
Ein Boom mit Schattenseiten
Hans Amrein von Hotel Inside spricht von einem "bemerkenswerten Boom", weist aber auch auf die Kehrseite hin. Barcelona und Venedig hätten gezeigt, was geschehe, wenn Tourismus unkontrolliert wachse: Überfüllte Altstädte, steigende Mieten, genervte Anwohner und Proteste. "Was dort Realität ist, könnte auch Metropolen der DACH-Region drohen, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden", sagt er.
Chancen für Hotellerie und Städte
Für Hotels bringt die Entwicklung steigende Auslastung und neue Gästeschichten. Auch kleinere Destinationen wie Graz, Bern oder Freiburg hätten die Chance, vom Trend zu profitieren, wenn sie Authentizität und Lebensqualität betonen. Städtereisen böten "kompakte Erlebnisse", von Kultur und Gastronomie bis Shopping, Events und Nachtleben.
Risiken des Erfolgs
Die Kehrseite sei jedoch unübersehbar. Staus, Müllberge, vollgestopfte Innenstädte und steigende Lebenshaltungskosten könnten Tourismus in ein soziales Problem verwandeln. In Wien oder Zürich zeigten sich die Belastungen bereits. Amrein mahnt: "Der Boom ist unbestritten. Die Frage ist, ob Städte bereit sind, ihn so zu gestalten, dass er langfristig tragfähig bleibt."
Steuerung, Einbindung, Nachhaltigkeit
Sein Rezept basiert auf drei Leitplanken: Steuerung, Einbindung und Nachhaltigkeit. Städte müssten Besucherströme lenken und alternative Quartiere aufwerten. Wien habe dies mit seiner Kultur- und Eventpolitik, Basel mit Kunst und Messeprofilierung vorgemacht.
Genauso wichtig sei, die Bevölkerung zu beteiligen. Zürich habe 2024 Maßnahmen vorgestellt, die Quartierfeste, lokale Märkte und Beteiligungsprozesse fördern. "Tourismus darf nicht von außen aufgesetzt wirken, sondern muss der Stadtgesellschaft zugutekommen", so Amrein.
Nachhaltigkeit schließlich sei entscheidend. Kurzreisen verursachten hohe Belastungen, insbesondere durch Flugverkehr. Maßnahmen wie CO₂-arme Mobilität, ein starker öffentlicher Verkehr, regionale Gastronomie und striktere Regulierung von Ferienwohnungen könnten die Folgen abfedern.
Aus den Fehlern in Venedig und Barcelona lernen
Die DACH-Region werde ihre Attraktivität im Städtetourismus behalten, urteilt Amrein. Doch nur durch konsequente Steuerung lasse sich vermeiden, dass wirtschaftlicher Erfolg in sozialen Widerstand umschlage. Die Beispiele Venedig und Barcelona hätten gezeigt, was passiere, wenn Städte zu spät reagierten. "Berlin, Wien und Zürich haben die Chance, es besser zu machen."