Mit Duftmarketing dem Hotel eine Identität verleihen
Martin Petersen und Angéla Drozd (Foto) sind echte Duftprofis und beraten Hotels, beim richtigen Einsatz von Parfums in Räumlichkeiten. Im Interview mit Hotel vor9 erklären sie, wie ein Hotel zum richtigen Duftkonzept findet und wie mit dem passenden Duft ein Markenerlebnis erzeugt werden kann.

Scent Emotion
Martin Petersen (Geschäftsführer) und Angéla Drozd (Marketingmanagerin) sind davon überzeugt, dass ein guter Duft zu einem guten Hotel dazugehört
Das Hamburger Unternehmen Scent Emotion hat sich auf Duftmarketing vornehmlich für Hotels spezialisiert. Mit sechs festen Mitarbeitern sowie Servicemitarbeitern vor Ort betreut das Unternehmen derzeit rund 100 Hotelstandorte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ein Gespräch über den richtigen Weg zum richtigen Hotelparfum.
Welche Rolle spielt Duftmarketing heute im Markenauftritt von Hotels – und ab wann lohnt sich ein individuell entwickelter Signature-Duft aus Ihrer Sicht?
Angéla Drozd: Wir beobachten, dass gerade Hotels mit klarem Markenprofil Duft gezielt einsetzen – von der Boutiquehotellerie bis zur gehobenen Kette. Es lohnt sich ab dem Moment, wo man ein konsistentes Gasterlebnis schaffen möchte, das über das Visuelle hinausgeht.
Martin Petersen: Duft ist ein enorm wirksamer, oft unterschätzter Teil der Wahrnehmung unserer Umgebung und ist dabei eine sehr emotionale Komponente, die über das limbische Systeme abläuft, also unbewusst und jeden Menschen immer direkt über das Gehirn erreicht. Neben einer emotionalen Einfärbung eines bedufteten Raumes schafft Duft tatsächlich auch eine Wiedererkennung. Ein Signature-Duft zahlt auf genau das ein – ähnlich wie eine Markenfarbe oder ein Soundlogo.
Wie gestaltet sich der Entwicklungsprozess eines Duftkonzepts – von der ersten Idee bis zur fertigen Lösung für die Räume oder Produkt?
Martin Petersen: Alles beginnt mit einem gemeinsamen Briefing: Welche Werte sollen transportiert werden, wie ist die Architektur, welche Zielgruppe wird angesprochen? Darauf basierend schlagen wir unseren Kunden aus unserer umfangreichen Duftbilbliothek passenden Aromen vor oder kreieren auf Wunsch neue individuelle Fragrances.
Angéla Drozd: Die Auswahl erfolgt gemeinsam mit dem Kunden – manchmal iterativ. Danach passen wir den Duft an die verschiedenen Einsatzzwecke an: von der Raumbeduftung über Sticks bis hin zu Retailprodukten. Entwicklung, Abfüllung und Gestaltung erfolgen komplett inhouse bei uns in Hamburg.
Mit welchem Budget müssen Hotels für die einmalige Entwicklung eines individuellen Signature Dufts inklusive Beratung und Duftmuster rechnen?
Martin Petersen: Je nach Komplexität liegen die Entwicklungskosten meist zwischen 2.500 und 5.000 Euro netto. Darin enthalten sind Beratung, Konzeption, Entwicklung, mehrere Duftmuster und die exklusiven Nutzungsrechte.
Und welche monatlichen Kosten fallen für den laufenden Betrieb an – etwa für die Beduftung einer Hotel-Lobby, dem SPA-Bereich oder WC-Räumen?
Angéla Drozd: Für mittelgroße Flächen bewegen sich die laufenden Kosten im Rahmen unser All-Inn-Service-Pakete meist zwischen 70 und 100 Euro im Monat, abhängig von Flächengröße, Serviceumfang und einer Nutzungsdauer. Bei kleinen Räumen beginnen unsere Serviceangebote schon bei 40 Euro. Für größere Häuser mit mehreren Zonen erstellen wir individuelle Konzepte.
Wie hoch sind die technischen Betriebskosten, etwa für Wartung, Steuerung und Nachfüllung der eingesetzten Systeme? Gibt es Unterschiede zwischen manuell und digital gesteuerten Lösungen?
Martin Petersen: Da wir in der Regel im B2B-Business unsere Beduftungsgeräte und -Anlagen im Rahmen eines All-Inn-Service-Pakets überlassen, sind in den monatlichen fixen Investitionskosten sämtliche Kosten für Servicemitarbeiter, Verbrauch von Fragrances und Leasing der Hardware mit abgedeckt. In der Regel sind alle unsere Geräte sowohl manuell oder digital über eine Bluetooth-Schnittstelle steuerbar. Auf Wunsch installieren wir auch Anlagen, die mittels Wifi und Web aus der Ferne überwacht und gesteuert werden können.
Können Sie anhand von Kundenprojekten konkrete Effekte beschreiben – etwa veränderte Gästebewertungen, gesteigerte Markenwahrnehmung oder Impulse für den Retailbereich?
Angéla Drozd: Ja, in mehreren Häusern wird der Duft explizit in Bewertungen erwähnt. In einigen Projekten etwa setzen wir zusätzlich Duftsticks im Hotelshop ein oder Kopfkissenspray als charmantes Give-away. Gäste nehmen den Duft mit nach Hause – als Erinnerung, aber auch als subtiler Markenbotschafter.
Und wie verhält es sich mit negativen Resonanzen von duftempfindlichen Gästen?
Martin Petersen: Das ist ein wichtiger Punkt. Wir arbeiten mit hochwertigen, sehr verträglichen Duftstoffen und beraten unsere Kunden zur richtigen Dosierung. Selbstverständlich ist vorab jeder einzelne Duftstoff, welcher von uns zum Einsatz kommt, von der IFRA (International Fragrance Association) auf seine Verträglichkeit getestet worden. Unsere Systeme sind zudem zonenweise steuerbar – sensibel eingesetzter Duft ist in der Regel kein Problem, sondern wird sogar als besonders angenehm wahrgenommen.
Wie offen ist der deutsche Hotelmarkt im Vergleich zu internationalen Märkten für sensorische Markenarbeit? Gibt es da Vorbehalte oder Missverständnisse gegenüber Duftmarketing?
Martin Petersen: Im Vergleich zu internationalen Märkten ist der deutschsprachige Raum eher vorsichtig – was wir auch nachvollziehen können. Aber das Bewusstsein wächst rasant. So bald verstanden wird, dass es nicht um starke Parfumwolken geht, sondern um subtil eingesetzte Markenerlebnisse, kippt die Haltung meist ins Positive.
Welche Dufttrends beobachten Sie aktuell in der Branche – und welche Düfte funktionieren in welchen Bereichen am besten?
Angéla Drozd: Natürliche Duftwelten sind stark im Kommen: Wald- und Nadelhölzer, Holznoten, grüne Feige oder Bergamotte – gerne mit leichten Noten von hellen Teesorten. In SPAs sind klassische Entspannungsnoten wie Lavendel oder Sandelholz gefragt, während eine Hotellobby eher warme, markante Signaturen tragen darf.
Das Gespräch führte Pascal Brückmann