Professionelles Beschwerdemanagement in der Tourismusbranche
Wer im Tourismus arbeitet, weiß: Nicht jedes Urlaubserlebnis verläuft perfekt. Doch gerade im Umgang mit Beschwerden zeigt sich, wie professionell ein Unternehmen wirklich ist. Richtig eingesetzt, wird ein gelungenes Beschwerdemanagement zum Schlüssel für Kundenzufriedenheit, Vertrauen und langfristige Bindung.

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Nicht jede Reise, jeder Hotelaufenthalt oder Restaurantbesuch endet mit einem zufriedenen Kundenerlebnis
Unsere Autorin Wibke Rissling-Erdbrügge von WRE Training erklärt, warum Beschwerden mehr sind als nur Ärger. Sie hat die sieben Schritte für ein erfolgreiches Beschwerdemanagement zusammengefasst:
Reisekunden, die sich beschweren, sind emotional aus dem Gleichgewicht geraten. Sie haben Zeit, Geld und Erwartungen investiert – und erleben nun Frust statt Freude. Noch belastender: Wer sich beschwert, nimmt eine unbequeme Rolle ein. Niemand möchte als "Querulant" gelten, das erhöht den inneren Stress. Wichtig ist daher, diese emotionale Schieflage zu erkennen – und mit gezielten kommunikativen Schritten aufzufangen.
Der erste Schritt: die Kunden zurück in Balance bringen
Das A und O: Zunächst nicht rechtfertigen oder Schuldzuweisungen vornehmen – sondern echtes Verständnis zeigen. Ein Satz wie "Es tut mir leid, dass Sie das so empfunden haben – das war nicht unser Ziel" zeigt Empathie, ohne sofort juristische Verantwortung zu übernehmen.
Dann gilt es, dem Problem Raum zu geben: "Erzählen Sie mal – wie war das genau?" Erst wenn sich die Kunden gehört fühlen, entsteht eine konstruktive Basis. Ebenso wichtig: auch das Positive würdigen. "Gab es denn auch schöne Momente in Ihrem Urlaub?" Diese Frage eröffnet neue Perspektiven und wirkt emotional entlastend.
Zum Abschluss braucht es ein realistisches, aber verbindliches Angebot: "Ich möchte Ihnen folgendes vorschlagen …" So entsteht das Gefühl: Ich werde ernst genommen – hier kümmert sich jemand wirklich um mein Anliegen.
Professionelles Beschwerdemanagement spart bares Geld
Was viele unterschätzen: Schlechter Umgang mit Beschwerden kostet – nicht nur Reputation, sondern auch Zeit und Geld. Eine Kette aus Mailverkehr, Rücksprachen, Eskalationen bis hin zum Rechtsstreit kann schnell mehrere Hundert Euro kosten – pro Fall! Wer dagegen frühzeitig empathisch und strukturiert reagiert, verhindert Folgeaufwand und stärkt das Vertrauen. Beschwerden professionell zu bearbeiten, ist also keine Belastung, sondern eine Investition.
Sieben Schritte für ein starkes Beschwerdemanagement
1. Ein Leitbild, das Kundenzentrierung und Servicequalität definiert.
2. Ein Gesprächsleitfaden, der Orientierung gibt.
3. Die Fähigkeit, Kritik nicht persönlich zu nehmen.
4. Klare Kenntnis der Rechte der Kunden.
5. Lösungsorientierte Kommunikation statt Verteidigung.
6. Kulanz mit Augenmaß – großzügig, aber nicht beliebig.
7. Ein definierter Prozess, der Sicherheit und Souveränität schafft.
Fazit: Beschwerden sind Chancen
Beschwerden gehören zum Alltag im Tourismus – doch sie müssen kein Ärgernis sein. Wer professionell damit umgeht, kann Kunden nicht nur zurückgewinnen, sondern auch das eigene Unternehmen stärken. Schulungen und klare Prozesse helfen, Unsicherheiten zu minimieren und Beschwerden souverän zu begegnen.