Spaniens Hotelverband wettert gegen neues Gäste-Register
Der spanische Hotelverband CEHAT hat schwere Vorwürfe gegen das Anfang des Jahres eingeführte Gäste-Register erhoben. Die Vorschrift verpflichtet Beherbergungsbetriebe und Reisebüros zur Erfassung und Übermittlung personenbezogener Daten von Gästen. CEHAT-Generalsekretär Ramón Estalella (Foto) bezeichnet das Vorgehen als rechtswidrig.

CEHAT
Ramón Estalella zieht gegen das zum Jahreswechsel eingeführte Gäste-Register in Spanien zu Felde
Estalella vermutet nach Informationen des spanischen Fachportals Preferente hinter der Maßnahme eine Reaktion auf die unkontrollierte Ausbreitung von Ferienwohnungen. Diese hätten inzwischen mehr Übernachtungskapazität als Hotels, Apartamentos, Campingplätze und Landunterkünfte zusammen, räumt er ein. "Die Regelung scheint als Antwort auf den Wildwuchs bei Ferienunterkünften konzipiert worden zu sein – trifft aber das gesamte Gastgewerbe", kritisiert der Generalsekretär.
Der Verband moniert zudem die zusätzliche Belastung durch bürokratische Vorgaben. Die Einführung der neuen Meldepflicht bringe einen erheblichen Mehraufwand für die Betriebe mit sich, ohne dass dies zu mehr Sicherheit führe.
Kein wirksames Mittel gegen illegale Vermietung
Die neue Regulierung war durch ein Dekret des Innenministeriums unter Fernando Grande-Marlaska umgesetzt worden. CEHAT hält den Ansatz für grundlegend falsch. "Wir unterstützen ausdrücklich den Kampf gegen illegale Angebote im Tourismus", betont Estalella laut Preferente. "Aber die im Dekret vorgesehenen Verfahren sind illegal und gehören abgeschafft."
Ein neues Regelwerk müsse unter Einbindung aller relevanten juristischen und branchenspezifischen Akteure entwickelt werden. Estalella, der auch dem Exekutivrat des europäischen Hotelverbands Hotrec angehört, verweist auf die kritische Haltung seiner Kollegen in Europa. Auch dort beobachte man Spaniens Alleingang mit Skepsis. Der Hotelverband fordert stattdessen eine einheitliche, rechtskonforme Lösung, die gezielt illegale Ferienwohnungsanbieter ins Visier nimmt, ohne das gesamte Beherbergungsgewerbe unter Generalverdacht zu stellen.
Christian Schmicke