Das Hotel, das niemals schläft
Das Sheraton Frankfurt Airport Hotel feiert an diesem Wochenende seinen 50. Geburtstag. General Manager Rick Enders (Foto) berichtet im Gespräch mit Hotel vor9 von besondere Anekdoten aus einem halben Jahrhundert und erklärt, warum das Airport-Hotel alles andere als ein normaler Hotelbetrieb ist.

Marriott
General Manager Rick Enders verantwortet derzeit das Sheraton Frankfurt Airport Hotel
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Herr Enders, 50 Jahre Sheraton Frankfurt Airport Hotel – welche Geschichten sind besonders im Gedächtnis geblieben?
Rick Enders: Unser Haus ist voller Erinnerungen. Eine oft erzählte Anekdote betrifft den Dalai Lama. Er speiste im damaligen Maxwell’s Bistro, verließ das Restaurant mit seiner Gefolgschaft – und kam plötzlich allein zurück, nur um sich bei einem Kellner persönlich für den Service zu bedanken. Diese kleine Geste hat unsere Mitarbeiter tief berührt und steht sinnbildlich für die besondere Atmosphäre unseres Hotels. Unvergessen ist auch der 11. September 2001. Während der IAA war das Haus voll belegt, als der Flugverkehr weltweit gestoppt wurde. Innerhalb weniger Stunden verwandelten wir zwei Tagungsräume in Notunterkünfte. Mit Unterstützung des THW stellten wir 200 Feldbetten auf, verteilten Bettwäsche und kleine Betthupferl. Die Stimmung war voller Unsicherheit, aber auch von Zusammenhalt geprägt. Und es entstand eine Liebesgeschichte: Ein Kollege aus dem Verkauf lernte beim Aufbau eine Kollegin aus der Reservierung kennen, machte ihr Jahre später auf dem Hoteldach einen Heiratsantrag. Heute sind sie verheiratet und Eltern von zwei Kindern.
Was unterscheidet Ihr Haus von klassischen Hotels?
Zunächst die Lage: Wir sind direkt mit Terminal 1 und dem ICE-Fernbahnhof verbunden und bald auch mit Terminal 3. Gemeinsam mit dem Frankfurt Airport Marriott Hotel unter einem Dach verfügen wir über 1.170 Zimmer und Suiten – das größte Flughafenhotel Europas. Hinzu kommen 58 Tagungsräume für bis zu 1.200 Gäste. Wir sind also nicht nur ein Hotel, sondern auch eines der wichtigsten Konferenzzentren des Landes.
Berichten Sie uns von ihrer Gästestruktur?
Unsere Gäste sind Airline-Crews, Geschäftsreisende, Messebesucher oder Urlauber. Manche bleiben nur wenige Stunden, andere mehrere Wochen. Deshalb bieten wir sowohl schnelle Abläufe – Early-Bird-Frühstück ab 3:30 Uhr, Same-Day-Wäscheservice, Tageszimmer – als auch Studios, Apartments oder Wellness für längere Aufenthalte. Wir sind im Grunde eine kleine Stadt im Flughafen.
Wie wirkt sich diese Dimension auf die Abläufe aus?
Ein Haus dieser Größe ist wie ein Mikrokosmos. Wir müssen 24 Stunden am Tag funktionieren. Flugplanänderungen, verspätete Ankünfte, gleichzeitige Check-ins von Crews oder internationale Kongresse verlangen enorme Flexibilität. Gleichzeitig erleichtert die Struktur vieles: Alles – Übernachtung, Gastronomie, Konferenz – findet unter einem Dach statt. Das reduziert Logistik, spart Wege und macht uns trotz der Größe effizient. Entscheidend sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Professionalität und Engagement sicherstellen, dass der Betrieb reibungslos läuft.
Viele Gäste bleiben nur kurz. Wie gelingt es, daraus einen Vorteil zu machen?
Die kurze Verweildauer ermöglicht eine hohe Zimmerrotation und trägt zu einer konstant hohen Auslastung bei. Gleichzeitig sind unsere Services auf Reisende mit wenig Zeit zugeschnitten. Wer länger bleibt, profitiert von unserem Konferenzzentrum, modernen Apartments und dem Wellnessbereich. Jeder Gast soll unabhängig von der Aufenthaltsdauer das Gefühl haben, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Welchen Stellenwert haben Airline-Crews?
Sie sind ein stabiler Bestandteil unserer Gästestruktur und prägen die internationale Atmosphäre des Hauses. Besonders die direkte Lage am Terminal 1 wird geschätzt – Crews sind in wenigen Minuten vom Gate im Zimmer. Doch unsere Auslastung stützt sich nicht allein darauf: Geschäftsreisende, Konferenzen, Messen und zunehmend auch private Gäste sind ebenso wichtig.
Über tausend Zimmer wollen vermarktet werden. Welche Kanäle sind dafür entscheidend?
Wir setzen auf ein Zusammenspiel. Direktbuchungen über unsere Marriott-Webseiten, die Bonvoy-App und unsere Reservierungsabteilung sind zentral. Ein Highlight ist Real-Time Reservation: Meetingräume lassen sich spontan online buchen, so einfach wie ein Zimmer. Ebenso wichtig ist unser globales Sales-Team, das international agiert und uns Zugang zu großen Konzernen verschafft. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit MICE- und Eventagenturen sowie Plattformen. Digitale Lösungen und persönliche Betreuung gehen bei uns Hand in Hand.
Gibt es eigentlich einen Austausch mit anderen Airport-Hotels der Marriott-Gruppe?
Ja, in der gesamten EMEA-Region stehen die großen Airport-Hotels im engen Austausch. Wir teilen Best Practices, entwickeln Ideen und profitieren von unserem Global Sales Office, das enge Kontakte zu Airlines pflegt und uns wertvolles Marktverständnis bringt.
Zum Jubiläum ein Blick zurück: In den 1970ern gab es im Hotel noch die Diskothek Red Baron Club, angeschlossen an das Hotel. Diese Zeiten sind vorbei, oder?
Der Red Baron Club war Kult und spiegelte den Zeitgeist perfekt wider. Heute liegt der Schwerpunkt aber eher auf stilvollen kulinarischen Treffpunkten. Besonders gefragt sind das Flavors mit offener Showküche, die Taverne mit regionaler Küche, The Bar mit über 20 Signature-Cocktails und die Davidoff Lounge mit Zigarren und edlen Spirituosen. Der Club ist Geschichte, aber die Idee eines lebendigen, internationalen Begegnungsorts lebt fort – nur zeitgemäßer.
Das Gespräch führte Pascal Brückmann