Excel statt Strategie – Hotels nutzen Tools nur begrenzt
Eine Studie der Schweizer Hochschule HES-SO Valais-Wallis unter 1.500 Hotels zeigt: Digitale Tools sind in der Hotellerie zwar verbreitet, werden aber selten strategisch genutzt. Viele Betriebe setzen weiter auf Excel und verzichten auf Benchmarking. Die Analyse offenbart Lücken bei Revenue Management und KPI-Monitoring, der Überwachung von Leistungskennzahlen.

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Digitale Tools werden zu wenig strategisch genutzt, so eine Studie der Schweizer Hochschule HES-SO Valais-Wallis
HES-SO Valais-Wallis hat in einer breit angelegten Studie den digitalen Reifegrad von 1.500 Hotels in sechs europäischen Ländern untersucht. Die Ergebnisse zeigen eine Branche, die zwar technisch ausgestattet ist, deren strategische Nutzung digitaler Werkzeuge jedoch hinter den Möglichkeiten zurückbleibt.
Technik vorhanden, Integration fehlt
Drei Viertel der Hotels nutzen ein Property Management System (PMS), 63 Prozent arbeiten mit Channel Managern. Dennoch bleibt die Landschaft fragmentiert: Über 70 verschiedene PMS-Marken sind im Einsatz. Besonders kleinere und unabhängige Hotels kämpfen mit Schwierigkeiten, die eigesetzten Tools uns Systeme zusammenzuführen.
Revenue Management bleibt lückenhaft
Nur 40 Prozent der Hotels verfügen über eine formelle Ertragsmanagementstrategie. Zwar setzen diese Betriebe verschiedene Tools ein, doch nur 44 Prozent nutzen ein spezialisiertes Revenue Management System (RMS). Ein Drittel verlässt sich weiterhin auf Excel. Ein Fünftel greift auf externe Berater zurück, nach Ansicht der Hochschule ein Zeichen für fehlende interne Strukturen.
Kennzahlen ohne Tiefenschärfe
Zentrale KPIs wie Belegungsrate, ADR und Revpar werden häufig überwacht. Strategischere Kennzahlen wie GOPPAR (Gross Operating Profit Per Available Room, dem Bruttobetriebsgewinn pro verfügbarem Zimmer), NetADR (Net Average Daily Rate, der durchschnittliche Netto-Zimmerpreis pro verkauftem Zimmer) oder EBITDA-Marge (Anteil des Umsatzes als operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bleiben jedoch die Ausnahme. Nachhaltigkeits- und HR-Indikatoren spielen kaum eine Rolle. Vor allem kleinere Hotels und solche außerhalb urbaner Zentren zeigen Defizite bei der Datennutzung.
Benchmarking und Analyse unzureichend
Viele Hoteliers wissen nicht, wie ihre Leistung im Marktvergleich abschneidet. Die Studie spricht von "schwachen Benchmarking-Praktiken". Die Vielzahl der eingesetzten Systeme erschwert konsistente Analysen. Digitale Tools werden selten für dynamische Entscheidungen genutzt.
Die Hotellerie verfügt über digitale Infrastruktur, nutzt sie aber nicht systematisch. Die Studie fordert mehr Standardisierung, bessere Datenintegration und Investitionen in analytische Kompetenz. Nur so lasse sich das strategische Potenzial digitaler Werkzeuge ausschöpfen.