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14. Mai 2024 | 07:00 Uhr
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"Gäste kommen nicht wegen Nachhaltigkeit"

Das Seehotel Wiesler im Schwarzwald achtet schon seit Jahrzehnten auf Nachhaltigkeit. Für den Neubau "Inara Suites" haben sie die Latte noch höher gelegt: Es soll kreislauffähig gebaut werden. Vor Kurzem wurde das Richtfest gefeiert. Den Weg dorthin erklären Anna (links) und Fabian Wiesler (rechts) im Gespräch mit Hotel vor9.

Seehotel Wiesler Fabian und Anna Wiesler Foto Seehotel Wiesler

Anna und Fabian Wiesler sind inzwischen Experten für kreislauffähiges Bauen

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Die Vorgeschichte beginnt im Jahr 2017. Damals kaufte das auf Wellness spezialisierte Seehotel Wiesler in Titisee-Neustadt ein Nachbargrundstück, auf dem ein Neubau mit vier Gästezimmern und zwei Wohnungen entstehen sollte. Anna und ihr Partner Fabian Wiesler hatten die Vision, ein kreislauffähiges Gebäude zu errichten.

Was bedeutet kreislauffähiges Bauen?

Beim kreislauffähigen Bauen sollen die Baustoffe nach Ende der Nutzungszeit wiederverwendet oder zumindest hochwertig recycelt werden können. Und die eingesetzten Baustoffe sollen einen hohen Anteil an Recyclingmaterial enthalten. Für die Wieslers war es ebenso wichtig, dass die Baustoffe für Mensch und Natur nicht schädlich sind, denn die Wohngesundheit ist für sie ein entscheidendes Kriterium bei ihrem Bau. Mit im Boot als Berater und Prüflabor war daher von Anfang an das Sentinel Haus Institut.

Eigenes Bewertungskonzept entwickelt

Für die Maßnahmen und Materialien, die zum Einsatz kommen, hat Fabian Wiesler ein eigenes Bewertungskonzept entwickelt, das sich an der EU-Taxonomie-Verordnung orientiert. Sie ist wiederum Bestandteil des Green Deals der EU und soll Kapitalflüsse in ein nachhaltiges Wirtschaften lenken. Dafür wurden ökologische Standards definiert, die Wiesler in folgende fünf Kriterien seines Bewertungskonzeptes überführte: Inhaltsstoffe und Emissionen, Kreislauffähigkeit, CO2-Reduzierung, soziale Standards und Biodiversität.

Große Unterschiede zum konventionellen Bauen

Offensichtlich wird das kreislauffähige Bauen etwa bei der Fassade des Neubaus Inara Suites. Sie besteht aus Holz, das völlig unbehandelt bleibt. "Es wird nach einiger Zeit grau werden, man wird Spuren der Nutzung und von Umwelteinflüssen sehen und es wird sich womöglich eine ganz eigene Ästhetik entwickeln", berichtet Fabian Wiesler. Auch wurden die Decken im Gebäude nicht abgehängt und in Treppenhaus und Fluren gibt es Sichtbeton. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern auch Geld. Dafür kommt beim Streichen eine umweltfreundliche Farbe zum Einsatz, die etwas teurer als Standardfarbe ist. Für den Innenausbau wurden in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern spezielle Lösungen für das Seehotel entwickelt. So wurden Möbel geplant, die ohne Leim und nur mit Steckverbindungen produziert werden sollen. Fabian Wielser erklärt, dass kreislauffähiges Bauen nicht teurer als ein hochqualitativer Bau nach üblichen Standards sein muss. Zumindest, wenn man den Betrachtungszeitraum über die eigentlichen Investitionskosten hinaus in die Zukunft verlängert. Denn es würden sich zusätzliche wirtschaftliche Vorteile durch günstigere Bankzinsen für kreislauffähiges Bauen, bei der Instandhaltung und der Wiederverwendung nach der Nutzung ergeben.

Was denken die Gäste?

"Gäste kommen nicht wegen Nachhaltigkeit", sagt Anna Wiesler. Sie finden nach und nach heraus, dass der Umweltgedanke im Seehotel Wiesler eine große Rolle spielt und das finden sie gut, ergänzt sie. Im Seehotel Wiesler werden je Übernachtung ein Kilogramm CO2 emittiert. Damit liegt man weit unter dem Durchschnitt der Branche, erklärt Wiesler. Wie viel CO2 ein Gast bei seinem Aufenthalt im Seehotel vergleichsweise "eingespart" hat, bekommt er auf einer Kundenkarte schwarz auf weiß ausgewiesen.

Von den Erfahrungen sollen alle profitieren

Anna und Fabian Wiesler sind tief in die Materie des kreislauffähigen Bauens eingestiegen und sie sind im positiven Sinne Überzeugungstäter. Deshalb wollen sie ihr Wissen auch nicht für sich alleine behalten, sondern an möglichst viele in der Branche und außerhalb vermitteln. Derzeit geschieht das bereits durch Besuche von Hotelier-Kollegen, Rundgänge für Interessierte und das öffentliche Bautagebuch. Weitere Verteiler sind der Dehoga und die HSMA, wo Klaus-Günther Wiesler, Inhaber des Seehotels, und seine Tochter Anna in Fachgremien vertreten sind. Und nach Fertigstellung des Baus möchte Fabian Wiesler ein Buch über das Projekt veröffentlichen.

Frank Winter

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