Hospitality-Branche streitet weiter über Umgang mit der AfD
Der Verband der Familienunternehmer hat AfD-Vertreter erstmals zu einer Veranstaltung eingeladen. Und damit eine Debatte ausgelöst, die auch in der Hospitality-Branche für Diskussionen sorgt. Während Europa-Park-Gründer Roland Mack für offene Gespräche mit der Partei wirbt, lehnt Caroline von Kretschmann, Geschäftsführerin des Hotels Europäischer Hof Heidelberg und Präsidiumsmitglied der Familienunternehmer, jede Zusammenarbeit kategorisch ab.
Die Frage, wie Unternehmer mit der AfD umgehen sollen, sorgt seit Tagen für Spannungen in der deutschen Wirtschaft. Auslöser der Kontroverse war ein Parlamentarischer Abend im Oktober, zu dem der Verband der Familienunternehmer erstmals auch AfD-Bundestagsabgeordnete einlud. Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann erklärte daraufhin, das "Kontaktverbot" zu AfD-Abgeordneten sei aufgehoben worden. Die Drogeriekette Rossmann und der Hausgerätehersteller Vorwerk kündigten daraufhin ihre Mitgliedschaft im Verband.
Europa-Park-Gründer Roland Mack verteidigt Dialog mit AfD-Wählern
Europa-Park-Gründer Roland Mack stellte sich in einem Gespräch mit dem Südkurier (Abo) hinter die Öffnung des Verbandes. Der 76-Jährige hält es für notwendig und richtig, mit Menschen zu sprechen, die einen hohen Anteil an Wählerstimmen ausmachten. "Wir müssen für Gespräche immer offen sein", sagte Mack. Er habe ein Problem damit, wenn man mit gewissen Menschen in der Gesellschaft nicht sprechen solle.
Der Freizeitpark-Unternehmer betonte, dass Gespräche nicht bedeuten müssten, zu einer gemeinsamen Meinung zu finden. Kontroverse Diskussionen seien möglich, so Mack laut Südkurier. "Man kann in vielen Dingen vielleicht einvernehmlich sein, in anderen Sachen gibt es keine Lösung." Dem Austausch von Argumenten solle man offen gegenüberstehen.
Caroline von Kretschmann fordert klare Abgrenzung
Eine deutlich andere Position vertritt Caroline von Kretschmann, Geschäftsführerin des Hotels Europäischer Hof Heidelberg und ebenfalls Präsidiumsmitglied der Familienunternehmer. In einem Beitrag auf LinkedIn formulierte sie drei zentrale Punkte für den Umgang mit der AfD. "Eine Zusammenarbeit mit autoritären oder antidemokratischen Kräften ist kategorisch ausgeschlossen – auf Bundes- wie auf Landesebene", schrieb von Kretschmann. Diese Linie gelte unverrückbar – auch für den Verband der Familienunternehmer.
Keine Koalitionen, keine Absprachen, keine politische Nähe – von Kretschmann zieht für sich glasklare Grenzen. Zugleich differenziert die Hotelière zwischen Parteifunktionären und Wählern. Während sie Gespräche mit AfD-Funktionären ablehnt, da diese eine "klar destruktive Agenda" verfolgten, hält sie den Dialog mit Wählern für zentral. Die Idee, man könne die AfD "entzaubern", indem man mit ihren Spitzen verhandle oder sie gar regieren lasse, sei hingegen brandgefährlich und funktioniere nicht, warnte von Kretschmann.
Pascal Brückmann