IHA warnt vor Booking-Vormacht durch EU-Regulierungen
IHA-Geschäftsführer Tobias Warnecke (Foto) kritisiert, dass der Digital Markets Act (DMA) der EU die Sichtbarkeit von "Google Hotels" einschränkt, zugleich aber Booking stärkt. Der Rückzug von Google aus der Hotelsuche schafft Platz für Vermittler, der laut IHA Booking zugutekommt und zulasten der Direktbuchungen von Hotels geht.

IHA Andreas Schmitter
Tobias Warnecke fordert die EU zu Verbesserungen beim DMA auf
Die EU will mit dem Digital Markets Act (DMA) faire Wettbewerbsbedingungen im digitalen Raum schaffen. Doch aus Sicht des Hotelverbands IHA verfehlt die Verordnung im aktuellen Fall ihr Ziel. Zwar wird Google durch das Verbot der Selbstbevorzugung eingeschränkt, doch Booking profitiert von der Neugestaltung der Suchergebnisse, auf Kosten der Hotels.
Booking nutzt Freiraum nach Googles Rückzug
Google reagiert auf die Anforderungen des DMA, indem es seine eigene Hotelsuche in der klassischen Suche zurückfährt. Kartenansichten mit Direktlinks zu Hotelwebsites verschwinden. An deren Stelle treten neue Boxen für "Vertical Search Services". Dort dominieren jetzt Buchungsplattformen wie Booking.
Das Resultat: Sichtbarkeit, die bisher kostenfrei dem Direktvertrieb von Hotels zugutekam, wird nun von Vermittlern besetzt, die teils hohe Provisionen verlangen. Laut IHA widerspricht das dem ursprünglichen Ziel des DMA, mehr Fairness und Unabhängigkeit für Marktteilnehmer zu schaffen.
Gatekeeper gegen Gatekeeper
Booking sei inzwischen selbst zu einem Gatekeeper geworden, betont IHA-Geschäftsführer Tobias Warnecke in seinem Blogpost. Die Plattform sei technisch und finanziell in der Lage, die durch den Rückzug Googles entstandenen Strukturen schnell zu übernehmen. So werde die Marktmacht nur verlagert, nicht begrenzt.
Die EU-Kommission müsse bei der Umsetzung des DMA stärker berücksichtigen, wie Maßnahmen gegen einen großen Anbieter die Position anderer stärken können. "Die Festung von Google zu schleifen, darf nicht heißen, Booking ungeschützt aufsteigen zu lassen", heißt es in Warneckes Analyse.
IHA fordert Gleichbehandlung und Förderung des Direktvertriebs
Konkret fordert der Hotelverband drei Maßnahmen: Erstens müsse es eine umfassende, sogenannte Cross-Gatekeeper-Analyse geben, die alle Auswirkungen auf das Marktgefüge einbezieht. Zweitens sollten alle Gatekeeper denselben regulatorischen Anforderungen unterliegen, auch bei Themen wie Preisdifferenzierung, Datenzugang oder Rankingmechanismen. Drittens brauche es eine aktive Stärkung des Direktvertriebs. Hotelwebsites müssten gleichberechtigte Sichtbarkeit und fairen Zugang zu Daten und Rankings erhalten, um sich gegenüber Plattformen behaupten zu können.
Kommission soll an beiden Fronten regulieren
Für die Hotellerie steht viel auf dem Spiel. Die Branche sieht sich durch die aktuellen DMA-Umsetzungen einem neuen Ungleichgewicht ausgesetzt. Die Gefahr: Die Regulierung eines dominanten Akteurs führt zur Machtkonzentration bei einem anderen und verschärft die Abhängigkeit der Hotels von Vermittlungsplattformen weiter.
Warnecke mahnt daher: "Der DMA muss mehr sein als ein Schwert gegen Google. Er muss zur Mauer gegen jede Form der Abhängigkeit werden." Die EU-Kommission sei jetzt gefordert, konsequent und ausgewogen gegen alle marktbeherrschenden Plattformen vorzugehen. Nur so könnten faire Bedingungen für den digitalen Wettbewerb im Hotelmarkt entstehen.
Frank Winter