Marken passen Franchise-Modelle an Kostendruck an
Steigende Kosten und sinkende Margen bringen klassische Franchise-Verträge in der Hotellerie unter Druck. Marken wie Choice, Hyatt und Accor reagieren mit flexibleren Standards, Kostensenkungen und neuen Investitionsmodellen – mit dem Ziel, Betrieb und Rendite für Eigentümer zu verbessern.

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Die Franchiseverträge werden von mehreren Gesellschaften auf den Prüfstand gestellt
Hohe Zinsen, steigende Versicherungsprämien und Arbeitskräftemangel belasten Hotelbetreiber weltweit. Franchise-Nehmer erwarten deshalb mehr Unterstützung und Flexibilität von ihren Markenpartnern. Einst festgeschriebene Standards und starre Vertragsbedingungen würden zunehmend hinterfragt, berichtet das englischsprachige Portal Hotel Management. Brian Quinn, Chief Development Officer des US-Hotelunternehmens Sonesta, beschreibt den Wandel gegenüber dem Portal so: "Man muss im Einklang mit Gästen und Besitzern bleiben und täglich prüfen, wo Unterstützung möglich ist."
Effizienz statt starrer Vorgaben
Mehrere Ketten überprüften derzeit ihre Anforderungen an Betreiber und strichen Vorgaben, die keinen klaren Nutzen mehr bringen, heißt es weiter. So habe Choice Hotels Gebietsleiter gezielt Einsparpotenziale suchen lassen. Ergebnis: rund 30 Millionen US-Dollar weniger Betriebskosten, im Schnitt 35.000 bis 40.000 Dollar pro Hotel. Dazu trugen unter anderem neu verhandelte OTA-Provisionen und ein günstigeres Property-Management-System bei. Auch Nachhaltigkeit wird zur Kostenfrage: Accor reduzierte Einwegplastik und führt Audits gegen Lebensmittelverschwendung durch. Hyatt betrachtet Markenstandards inzwischen als "lebendes System", das sich an veränderte Rahmenbedingungen anpassen muss.
Flexibilität bei Investitionen
Neben Einsparungen rückt die Vertragsgestaltung in den Fokus. Marken reagieren auf schwaches Revpar-Wachstum bei gleichzeitig steigenden Betriebsausgaben mit Gebührenerleichterungen und flexiblen Renovierungszyklen. Choice setzt verstärkt auf sogenanntes "Schlüsselgeld" und beteiligt sich teils am Baurisiko. Accor bietet Eigentümern Alternativen wie Vertragsrabatte oder flexiblere Konditionen, die langfristig das Betriebsergebnis verbessern sollen.
Neue Formen der Zusammenarbeit
Die Anpassung betrifft auch den grundlegenden Umgang zwischen Marke und Betreiber. Anstelle starrer Vorgaben rücken Partnerschaft und Mitsprache in den Vordergrund. Sonesta hat die Zahl der Marken reduziert, um klarere Positionierungen zu schaffen. Hyatt entwickelte neue Konzepte wie die Hyatt Studios gemeinsam mit ehemaligen Franchise-Nehmern. Soft-Marken wie Accors Handwritten Collection ermöglichen günstigere Umwandlungen, ohne auf die globale Vertriebsplattform zu verzichten. In einem Beispiel in San Francisco belief sich der Aufwand für den Beitritt ins System auf lediglich 60.000 US-Dollar.
Gemeinsame Verantwortung für Rentabilität
Ob Kostensenkungen, flexible Standards oder gezielte Investitionshilfen: Die großen Hotelmarken sehen Rentabilität zunehmend als gemeinsame Aufgabe mit den Eigentümern. Der wachsende Kostendruck zwingt beide Seiten, enger zusammenzuarbeiten und Franchise-Modelle an eine neue wirtschaftliche Realität anzupassen.