Vom Hotelmanager in die Seniorenpflege
Nach zehn Jahren als GM im Berliner Mercure Hotel Moa ist Giovanni Masaracchia (Foto) in die Seniorenwirtschaft gewechselt. Als Betriebsleiter verantwortet er heute Wohnanlagen mit Service, Betreuung und Pflege. Im Interview mit Hotel vor9 spricht er über die Parallelen zur Hotellerie und warum er seinen Schritt nicht bereut hat.

Schönes Leben
Giovanni Masaracchia hat die Hotellerie verlassen, um nun in der Seniorenwirtschaft Verantwortung zu übernehmen
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Herr Masaracchia, Sie sind gelernter Hotelfachmann und haben zuletzt zehn Jahre lang als General Manager das Mercure Hotel Moa in Berlin geleitet. Heute verantworten Sie als Betriebsleiter die Seniorenheime der Schönes Leben Gruppe. Statt internationaler Gäste, Tagungen oder Hochzeiten kümmern Sie sich nun um Servicewohnen und Pflege. Was hat Sie zu diesem Wechsel bewogen?
Giovanni Masaracchia: Ich stand damals mit Marc Hildebrand, dem ehemaligen CEO der Schönes Leben Gruppe, in Kontakt. Unsere Verbindung reicht zurück zu unserer gemeinsamen Zeit bei Accor, wo ich mehrere Hotels eröffnen und leiten durfte. Die Gespräche mit ihm haben mich inspiriert, einen Neuanfang in einer anderen Branche zu wagen – einer Branche, in der ich meine Erfahrung aus der Hotellerie einbringen und zugleich wertvolle neue Kenntnisse und Perspektiven gewinnen konnte.
Gab es bei diesem Schritt nicht auch Unverständnis – oder gar Mitleid – von Kolleginnen und Kollegen aus der Hotellerie, die Ihre Entscheidung nicht nachvollziehen konnten?
Nein, Unverständnis oder gar Mitleid habe ich nicht erlebt. Ganz im Gegenteil: Viele Kollegen haben mir zu diesem Schritt gratuliert und mir aufrichtig alles Gute gewünscht.
Worin liegt für Sie persönlich der besondere Reiz Ihrer neuen Aufgabe?
Mich hat besonders gereizt, meine Erfahrungen aus der Hotellerie in eine für mich neue Branche einzubringen. Zunächst habe ich unseren ersten Standort in Gotha betreut und an der Erstellung von Businessplänen für weitere Standorte mitgearbeitet. Außerdem war ich in die Planung neuer Häuser eingebunden und habe die Pre-Opening-Phase unseres zweiten Standorts in Gladbeck begleitet. Parallel dazu durfte ich die Pre-Opening-Phase in Wolfsburg verantworten, den Standort 2024 eröffnen und seitdem leiten. Ziel war es, eine neue Sparte zu etablieren: "Exklusives Servicewohnen mit Hotelcharakter". Diese Kombination verbindet meine Expertise aus der Hotellerie mit einem innovativen Wohn- und Betreuungskonzept – genau das macht für mich den besonderen Reiz aus.
Welche Kenntnisse und Fähigkeiten haben Sie erst durch den Wechsel in die Seniorenwirtschaft erworben?
Durch den Wechsel in das Senior Living habe ich mir in kurzer Zeit umfangreiche Kenntnisse im Bereich Pflege und Betreuung angeeignet. An unseren Standorten betreiben wir neben dem Servicewohnen auch Tagespflegen, ambulante Dienste, Verhinderungspflege sowie Wohngemeinschaften. Die enge Zusammenarbeit mit Pflegefachkräften und die Einblicke in diese Leistungsbereiche haben mein Verständnis für die speziellen Anforderungen und Abläufe in der Seniorenwirtschaft deutlich erweitert.
Welche Gemeinsamkeiten sehen Sie zwischen der Arbeit in der Hotellerie und der Leitung eines Senior-Living-Standorts?
Es gibt tatsächlich viele Parallelen. Unsere Bewohner sind im Grunde "Longstay-Gäste": Sie leben selbstbestimmt in ihren Wohnungen, die sie individuell gestalten können. Viele reisen regelmäßig und genießen ein hohes Maß an Unabhängigkeit. Gleichzeitig haben sie jederzeit die Möglichkeit, unsere Pflege- und Betreuungsangebote in Anspruch zu nehmen. Wir verfügen über stilvoll gestaltete Restaurants, die auch externen Gästen offenstehen, und organisieren regelmäßig Veranstaltungen – von Hochzeiten und Tagungen bis hin zu Konzerten und Ausstellungen mit bis zu 800 Teilnehmern. Auch organisatorisch gibt es viele Gemeinsamkeiten: Wir haben Technik-, Housekeeping- und Veranstaltungsabteilungen sowie eine Rezeption als zentrale Anlaufstelle.
Wichtig ist uns: Wir verstehen uns nicht als klassisches Seniorenheim, sondern als exklusives Servicewohnen – ein modernes Konzept, das Service, Gastlichkeit und Eventkultur mit Sicherheit und individueller Betreuung verbindet.
Haben Sie inzwischen auch Kolleginnen oder Kollegen aus der Hospitality-Branche für Ihre Standorte gewinnen können?
Nein, aktiv abgeworben habe ich niemanden. Die Kollegen, die aus der Hotellerie zu uns gestoßen sind, haben sich eigenständig bei uns beworben.
Können Sie sich eines Tages eine Rückkehr in den klassischen Hotelbetrieb vorstellen
Tatsächlich wird es bei uns künftig auch exklusive Wohnanlagen mit eigenen Hotels geben. Darauf freue ich mich sehr, denn dort kann ich meine Erfahrungen aus der Hotellerie unmittelbar einbringen. Besonders begeistert bin ich als Berliner vom Projekt in Kleinmachnow, südwestlich von Berlin: Hier haben wir ein ehemaliges Hotel übernommen, das nun umfassend saniert wird. 2027 werde ich den Standort eröffnen.
Das Gespräch führte Pascal Brückmann