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21. Juli 2023 | 07:00 Uhr
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Arcotel verlängert Probezeit für Service-Roboter Jeeves

Viele Hotels erwägen den Einsatz von Service-Robotern. Doch der erhoffte Erfolg stelle sich nicht immer sofort ein, es brauche einen langen Atem, so Arcotel-CEO Martin Lachout im Gespräch mit Hotel vor9. Er hat zu Jahresbeginn im Berliner Arcotel John F. einen sechsmonatigen Test gestartet. Der Versuch läuft jetzt bis Herbst.

Arcotel Jeeves Foto Arcotel

Es läuft noch nicht optimal mit dem Service-Roboter Jeeves, doch Arcotel will an ihm festhalten

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So richtig eingeschlagen hat Jeeves noch nicht. Der Service-Roboter, der im Rahmen eines Tests im Berliner Arcotel John F. seinen Dienst verrichtet, hat die Erwartungen bislang nicht vollends erfüllt. Im Sinne der "Mehr Hotel"-Strategie von Arcotel Hotels soll er einen zusätzlichen Service für die Gäste bieten und einen wichtigen Baustein in Bezug auf Automatisierung und Digitalisierung der Hotelgruppe darstellen. Bei gelungenem Test gab es die Bestrebungen, in allen Arcotels einen Service-Roboter einzusetzen.

Dazu wird es erst einmal nicht kommen, obwohl bei den Verantwortlichen noch Hoffnung besteht. "Wir gehen davon aus, dass mit der ansteigenden Kundenfrequenz in den kommenden Wochen auch das Interesse für unseren Jeeves steigt und wir im Herbst eine positive Entscheidung treffen werden und auch andere Hotels in das Projekt einbeziehen", so Arcotel-CEO Martin Lachout.

Von Beginn an ein Hingucker

Anfangs war Jeeves eine kleine Attraktion. Seit Januar rollt er durch die Flure und bringt Snacks und Getränke auf die Zimmer. Ist er gerade nicht im Einsatz, steht er neben der Rezeption Spalier im Stand-By-Modus. Kaum ein Gast, der sich nicht umdrehte. Der Roboter bekam laut Arcotel-COO Gabriele Maessen mehr Aufmerksamkeit als die Rezeptionsmitarbeiter.  

Doch Jeeves soll nicht nur ein Hingucker sein, sondern dem John F. als rollende Mini-Bar helfen, die Kosten zu senken. Denn die seien gerade bei den Mini-Bars hoch. Gemeinsam mit dem Kühlschrank auf dem Zimmer fressen sie dauerhaft Strom, und die Klimaanlage muss zudem im Sommer den Wärmeausstoß regulieren. Das Problem laut Martin Lachout: "Die Mini-Bars werden kaum noch genutzt."

Also kommt Jeeves, den Gäste über einen QR-Code rufen und sich dann bei seiner Snack- und Getränkeauswahl bedienen können. Der Roboter wurde vom deutschen Start-up Robotise in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München entwickelt und im Rahmen eines "Service as a leasing"-Vertrages von den Arcotels geordert. Die Kosten bewegen sich laut Lachout "im unteren vierstelligen Bereich" pro Monat, Leasing-Gebühr, Bereitstellung und Wartung sind inkludiert. Im Endeffekt handele es sich „um monatliche Kosten eines Service-Mitarbeiters“. Ein weiterer Vorteil: Der Roboter wird nicht krank und kann rund um die Uhr seinen Job erledigen.

Welche Hürden es gibt

Sein Einsatzbereich hat allerdings Grenzen, vor allem baulicher Art. Er kann nur über bestimmte und ebene Wege ohne Stufen und Absätze rollen, die alle eingespeichert werden müssen. Deswegen wird er auch nicht in jedem Arcotel eingesetzt. Zumindest derzeit nicht, denn es sei laut Martin Lachout nicht geplant, an den für einen Jeeves-Einsatz unpassenden Häusern bauliche Veränderungen vorzunehmen. „Aber bei neuen Arcotel Hotels ist eine Barrierefreiheit ohnehin gegeben und damit ist auch keine spezielle Planung in baulicher Hinsicht erforderlich.

Weitere Bedingungen für einen Einsatz sind ein stabiles W-Lan, und auch der Aufzug muss digitalisiert sein, damit er sich mit den Etagen nicht vertut. Außerdem muss irgendjemand den Roboter mit Ware bestücken. Greift ein Gast zu, wird der Betrag auf die Hotelrechnung gesetzt. 

Der Warenverkauf der rollenden Mini-Bar läuft schleppend

Klingt alles gut, rechnet sich aber noch nicht wirklich. Allein der Warenverkauf über Jeeves ist mangelhaft, darüber amortisiert er sich nicht. Laut Lachout wurde er anfangs noch gerufen, um ihn als Attraktion zu bestaunen, gekauft wurde eher wenig.

Die zusätzlichen Testwochen sollen nun zeigen, ob es mit Jeeves weitergehen kann oder nicht. Aber selbst, wenn nicht: Der technikaffine CEO Lachout kann sich auch bei negativem Testergebnis einen weiteren Einsatz von Robotern vorstellen, die dann vielleicht im Room-Keeping gebraucht werden: "In Zukunft erwägen wir den Einsatz großer Saug-Roboter, zum Beispiel in den großen Ball- und Konferenzsälen oder in den Fluren."

Das Interview führte Sven Schneider

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