Bericht über Hotel-Aussteiger sorgt für große Resonanz
Unser Bericht über eine langjährige Führungskraft und ihr Ausstieg aus der Hotellerie hat zu zahlreichen Reaktionen geführt. Etliche Hoteldirektoren meldeten sich mit ähnlichen Erfahrungen und schilderten, warum sie ebenfalls die Branche verlassen haben oder kurz davorstehen.

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"Ich habe mich sofort wiedererkannt" – Führungskräfte aus der Hotellerie reagieren mit eigenen Schilderungen auf unseren Bericht über einen General Manager, der die Hotellerie aufgrund sich verschlechternder Rahmenbedingungen und zunehmenden wirtschaftlichen Drucks verlassen hat.
Unsere Berichterstattung über einen General Manager, der nach fast zwei Jahrzehnten an der Spitze internationaler Hotels die Branche verlassen hat, sorgt in der Hospitality-Branche für Gesprächsstoff und hat eine breite Resonanz ausgelöst. Zahlreiche Führungskräfte und andere Branchenakteure meldeten sich bei Hotel vor9–Chefredakteur Pascal Brückmann und schilderten ihm vertraulich ihre eigenen Erfahrungen und Sichtweisen.
So berichtet eine inzwischen ehemalige General Managerin wie folgt: "Immer häufiger erlebte ich ein unüberlegtes, oft kurzfristiges 'Hire & Fire' – getrieben von Finanzlage statt Menschlichkeit. Mitarbeiterbelange, Gästewünsche und Marktbedingungen traten zunehmend in den Hintergrund. Hinzu kamen ungerechte Behandlung, unnötiger Druck und vor allem zermürbende politische Spielchen mit dem Head Office, die stark auf meine psychische und schließlich auch physische Gesundheit geschlagen haben."
Ein anderer GM, der inzwischen als Berater tätig ist, schreibt: "Ich habe rund 20 Jahre mit Leidenschaft gearbeitet – aber der Druck wurde irgendwann so groß, dass selbst kleine Zwischenfälle zu körperlichen Reaktionen führten. Der Bericht spricht mir aus der Seele."
Eine frühere General Managerin erinnert sich: "Immer wieder Red-Flag-Calls, Druck von der Konzernzentrale, ständig neue Vorgaben – aber kein echtes Interesse an den realen Herausforderungen im Hotel. Ich war nur noch in der Defensive." Schließlich habe auch sie ihren Job aufgegeben – "nicht aus Schwäche, sondern aus Selbstschutz".
Zahlen und Kapitalinteressen statt Menschlichkeit oder Teamgeist
Auch viele andere Führungskräfte und Mitarbeiter aus Vertrieb, Operations oder Sales meldeten sich per Mail. Ein Director of Sales, der inzwischen außerhalb der Hotellerie tätig ist, beschreibt seine letzten Jahre im Konzern so: "Es ging nur noch um Zahlen. Menschlichkeit, Loyalität oder Teamgeist waren nur noch leere Schlagworte." Eine weitere Zuschrift bringt es wie folgt auf den Punkt: "In vielen Hotels bestimmen heute Kapitalinteressen. Der Mensch – ob Gast oder Mitarbeiter – kommt danach. Wenn Hotelmanager zu Erfüllungsgehilfen von Investoren werden, geht die Kultur des Hauses verloren."
Ein Hotelier aus Berlin schildert derweil die Belastung durch den Wettbewerb mit großen Hotelketten: "Die Dumpingpreise der Schlaffabriken setzen uns unter Druck – aber unsere Gäste erwarten den Service eines Vollhotels. Die Lücke zwischen Erwartung und wirtschaftlicher Realität macht die tägliche Arbeit extrem anstrengend."
Ein C-Level-Manager eines großen Hotelunternehmens äußert seine Gedanken wie folgt und bringt einen weiteren Aspekt mit in die Debatte ein: "Wirtschaftlicher Druck nimmt, das kann ich bestätigen, in jedem Fall Innovationskraft aus einem Unternehmen und es führt oft zu 'Top-Down' Ansagen statt 'Bottom Up'. Innovationen sind aber nur möglich, wenn Mitarbeiter eine gewisse Fehlerkultur verinnerlicht haben. Sobald aber ein Investor glaubt, dass gegebenes 'Geld' eine Legitimation beinhaltet, vorzuschreiben, wie Innovation zu funktionieren hat … dann geht das schief."
Pascal Brückmann
Uns interessiert Ihre Meinung: Nachdem wir über die aktuellen strukturellen Problemstellungen auf der Leitungsebene der Hotellerie berichtet haben, sind wir auf der Suche nach ganz konkreten Verbesserungen: Was kann die Branche, was kann die einzelne Führungskraft tun, um trotz der geschilderten Herausforderungen weiterhin erfolgreich (und zufrieden) Gastgeber aus Leidenschaft zu bleiben? Schreiben Sie uns Ihre Gedanken oder Anregungen. Bitte mit Angabe, in welcher Position Sie tätig sind. Selbstverständlich werden wir Ihre Zuschrift, sofern gewünscht, vertraulich behandeln. Mail an: pascal.brueckmann@gloobi.de