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17. Oktober 2023 | 13:57 Uhr
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"Das Gastgewerbe muss sich grundlegend ändern"

Eine Studie der Gewerkschaft NGG und der Hans-Böckler-Stiftung geht davon aus, dass sich der Anteil qualifizierter, sozialversicherungspflichtig beschäftigter Personen im Gastgewerbe weiter verringert. Die NGG nutzt die Studie, um ihre politischen Forderungen nach höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen zu bekräftigen.

Kellner mit Tablet

Es ist zu befürchten, dass sich der Anteil qualifizierter und sozialversicherungspflichtig beschäftigter Arbeitnehmer im Gastgewerbe weiter verringert

Laut NGG wurde die besondere Situation der Branche mit der in Auftrag gegebenen Arbeit erstmals umfassend wissenschaftlich analysiert. Nach dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen im Jahr 2022 stieg die Zahl der Beschäftigten im Gastgewerbe im Vergleich zum Vorjahr um rund 224.000. Dennoch sind immer noch etwa 100.000 Menschen weniger in der Branche beschäftigt als vor der Pandemie. Der jüngste Personalaufbau besteht vor allem aus Minijobs, die 64 Prozent der Neueinstellungen ausmachen, und einem hohen Anteil an ungelernten Beschäftigten, der bei 35 Prozent liegt.

Die Autoren der Studie halten es für sicher, dass viele ehemalige Mitarbeiter nicht mehr in die Branche zurückkehren werden, da es mittlerweile attraktive Alternativen in anderen Niedriglohnbranchen gibt. Trotzdem bleibt das Gastgewerbe mit rund zwei Millionen Beschäftigten eine der personalintensivsten Branchen in Deutschland. Die Unternehmen stehen daher unter großem Druck, die Attraktivität des Gastgewerbes als Arbeitgeber zu steigern und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Anteil der Fachkräfte nimmt ab

Die Studie kommt zu dem Schluss: Wenn sich der Trend des ersten Jahres nach der Pandemie fortsetzt, wird der Anteil qualifizierter, sozialversicherungspflichtig beschäftigter Personen in der Branche weiter abnehmen, während der Anteil gering qualifizierter und geringfügig entlohnter Beschäftigter steigen wird. Befragte Beschäftigte und Branchenvertreter seien sich einig, dass es in der Branche neben dem Lohnniveau weiteren Reformbedarf gibt. Besonders wichtig seien beschäftigtenorientierte Regelungen zur Arbeitszeit, da einige Teile der Branche stark von externen Faktoren wie Gästeaufkommen, Saisonalität und Spitzenzeiten abhängen. Daher seien Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsorganisation, Kompensationen und Entlastungsmaßnahmen von großer Bedeutung.

Lohnsteigerungen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen unumgänglich 

"Das Gastgewerbe muss sich grundlegend verändern, um die bestehenden Herausforderungen zu bewältigen", so das Fazit. Angesichts des Fachkräftemangels hätten qualifizierte Mitarbeiter derzeit die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Jobangeboten zu wählen. Wenn sich die Bedingungen in vielen Unternehmen der Branche ähneln und als unattraktiv empfunden werden, werde der Trend fortgesetzt, dass Mitarbeiter das Gastgewerbe in Richtung anderer, attraktiverer Branchen verlassen.

Um die Lücke an Fachkräften zu schließen, seien daher Lohnsteigerungen und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen unumgänglich. Eine Umfrage aus dem Sommer 2022 zeigte, dass ein Drittel der Befragten die Branche langfristig verlassen möchte, vor allem aufgrund der niedrigen Entlohnung. Die Hoffnung, dass ausreichend Mitarbeiter ohne Alternative in der Branche verbleiben, sei daher weder nachhaltig noch fair und zukunftsorientiert.

Die NGG weiter: "Das Festhalten an Niedriglöhnen und schlechten Arbeitsbedingungen wird keinen grundlegenden Wandel im Gastgewerbe bewirken. Die Branche steht vor der Herausforderung, sich anzupassen, um Fachkräfte anzuziehen und zu halten, was eine Chance für eine bessere Zukunft in der Welt des Gastgewerbes bieten kann."

Pascal Brückmann

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