Steigenberger drückt weiter eine enorme Schuldenlast
Ein Jahr ist es her, dass Steigenberger die Verpflichtung des neuen CEO Stephan Hungeling (Foto) kommunizierte, seit April ist der ehemalige Chef der Juweliermarke Christ nun im Amt. Fragen zur Geschäftsentwicklung werden von ihm nicht beantwortet. Ein Blick in den Konzernabschluss zum Geschäftsjahr 2024 zeigt, dass Steigenberger unverändert bilanziell überschuldet ist.
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Stephan Hungeling trat laut Steigenberger im April 2025 seine Position als Geschäftsführer und "Chief Transformation Officer" an
Mehrfach hatte Hotel vor9 sich nach einem Interviewtermin mit Hungeling erkundigt, zuletzt in der vergangenen Woche. Doch eine positive Rückmeldung aus Frankfurt gab es nie. Der neue Chef von Steigenberger scheint lieber intern zu arbeiten, als extern zu kommunizieren. Auch anderen Fach-oder Wirtschaftsmedien hat Hungeling nach unseren Informationen bislang kein Interview gewährt.
Wie also geht es Steigenberger? Im Juli 2024 wurde die Steigenberger Akademie in Bad Reichenhall geschlossen. Dann wurde im September 2024 bekannt, dass 160 Stellen (etwa 30 Prozent der Belegschaft) in der Zentrale abgebaut werden müssen. Es ist kein Geheimnis, dass die Traditionsmarke schon länger in der Krise steckt. Der eigentlich angekündigte Expansionskurs wurde wieder kassiert, stattdessen setzt Steigenberger jetzt auf Asset-Light und trennt sich von Teilen des unprofitablen Portfolios, wie zuletzt bei der Übergabe von immerhin zehn Intercity-Hotels an die HR Group.
Der Konzernabschluss offenbart eine bilanzielle Überschuldung
Doch reicht das aus, um Steigenberger wieder auf Kurs zu bringen? Zumindest im vergangenen Jahr, vor Hungelings Verpflichtung als neuer CEO und "Chief Transformation Officer", konnte davon noch keine Rede sein. Laut Konzernabschluss 2024 beträgt die bilanzielle Überschuldung zum 31. Dezember 2024 rund 204,4 Millionen Euro. Das entspricht einer Überschuldungsquote von 46,9 Prozent. Im Vorjahr 2023 lag die Überschuldung bei 186,6 Millionen Euro. Das EBITDA verbesserte sich im Geschäftsjahr zwar von minus 20,6 Millionen Euro auf minus 5,1 Millionen Euro. Insbesondere die Einmalaufwendungen für das Freiwilligenprogramm in der Verwaltung belastete das Ergebnis aber so stark, dass eine Rückkehr in die Gewinnzone unmöglich blieb.
Steigenberger, so hart muss man es formulieren, hängt am Tropf den chinesischen Eigentümers H-World International. Denn die Finanzierung des Unternehmens wird ganz wesentlich durch Kredite von Konzerngesellschaften der chinesischen Muttergesellschaft H World sowie eine bis März 2028 verlängerte harte Patronatserklärung des Gesellschafters H World Group Limited (Cayman Islands) gesichert.
Der Umsatz steigt, die Verluste sinken
Immerhin, umsatzseitig stiegen die Erlöse im Geschäftsjahr 2024 um 5,5 Prozent auf 630,3 Millionen Euro. Laut Lagebericht des Konzerns ist das vor allem auf gestiegene Zimmerpreise und eine höhere Auslastung zurückzuführen. Die durchschnittliche Zimmerrate (ARR) der Pachthotels kletterte um 2,0 Prozent auf 117,18 Euro, die Belegungsquote um 2,5 Prozentpunkte auf 67,2 Prozent. Die Hotelgruppe betreibt, managt oder lizenziert zum Jahresende 137 Hotels – sechs mehr als im Vorjahr. Allerdings sank die Zahl der Pachthotels von 84 auf 76, während die Zahl der Franchise-Hotels von 22 auf 40 stieg. Das entspricht der sogenannten Asset-Light-Strategie, mit der Steigenberger Risiken reduzieren und Margen stabilisieren will.
Laut Lagebericht ist im Geschäftsjahr 2024 zudem der Verkauf von insgesamt 20 Hotelbetrieben und zugehörigen Pachtverträgen beschlossen worden. Der Verkauf soll planmäßig im Geschäftsjahr 2025 abgeschlossen werden. Für das Jahr 2025 prognostiziert Steigenberger daher einen deutlichen Rückgang des Konzernumsatzes, vor allem wegen der Umwandlung von Pacht- in Franchisehotels. Gleichzeitig soll die Profitabilität steigen. Und die Geschäftsführung plant mit einem leicht positiven Jahresergebnis.
Ob Hungeling diesen Auftrag erfüllt hat oder nicht, das bleibt abzuwarten. Auch die schriftlichen Fragen von Hotel vor9 zur Lage 2025 blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Pascal Brückmann