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30. August 2023 | 16:33 Uhr
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Der umständliche und teure Weg zu E-Ladestationen in Hotels

Wie gestern Hotel vor9 berichtet, sieht es mit den E-Ladesäulen in deutschen Hotels noch sehr dürftig aus. Dabei wären direkte Lademöglichkeiten am Hotel für viele E-Autobesitzer ein relevanter Service und ein Buchungsgrund. Selim Mokni, Inhaber des Hotels Mokni´s in Bad Wildbad, verrät die Gründe, warum es zumindest bei ihm scheiterte.

E-Auto Laden 169 Foto iStock Sven Loeffler

Hotel-Ladesäulen für E-Autos sind ein komplexes Unterfangen

Selim Mokni hat es versucht. Für das von ihm geführte Mokni´s Palais Hotel & Spa, ein gehobenes Haus im baden-württembergischen Bad Wildbad, sollten im Zuge der letzten großen Renovierungsmaßnahme vor drei Jahren etwa 50 Ladeplätze für Steckerfahrzeuge angeschafft werden. Diese aber hätten „eichrechtskonform“ sein müssen, die vorhandenen Schuko-Steckdosen hätten nicht ausgereicht. Und, so sagt Mokni, „eine solche Investition steht in überhaupt keiner Relation“, wie der Hotelier errechnet hat. „Wenn wir dies auf den Ladepreis umlegen würden, zeigt uns der Gast den Vogel“, und anschließende negative Hotelbewertungen wären ein weiteres Risiko gewesen.  

Gerne hätte Mokni seinen Gästen das Re-Chargen ihrer E-Autos über eine Pauschale in Rechnung gestellt, dies aber ist seitens des Gesetzgebers nicht erlaubt. Worauf auch der Dehoga in einem Leitfaden zur Elektromobilität in Hotels hinweist. Demzufolge hätte Mokni keine Pauschale aufrufen dürfen, sondern müsse „den Verbrauch korrekt abrechnen“, um es als Einkommen zu versteuern. Allerdings lasse sich der geladene Strom ebenso wie die dafür beanspruchte Zeit nur mit „einer Anlage, die dem Mess- und Eichgesetz (MessEG) sowie der Preisangabenverordnung (PAngV)“ entspreche, korrekt erfassen.

Alternativ wäre eine Abrechnung als „unentgeltliche Wertabgabe“ möglich gewesen. Diese aber hätte das Hotel entsprechend separat versteuert werden müssen, „ähnlich wie der Frühstücksanteil der Logis“, wie Mokni erklärt. „Dies würde dann allerdings bedeuten, dass wir die Zimmerpreise für alle Gäste erhöhen müssten – ganz egal, ob tatsächlich mit einem E-Auto oder doch mit dem Verbrenner, dem Taxi oder der Bahn angereist wird.“

Ergo hätte Mokni die Wahl zwischen Pest und Cholera gehabt – und ließ es daraufhin. Um aber kein böses Blut bei seinen E-Auto fahrenden Gästen zu riskieren, weist das Hotel auf seiner Internetseite klar auf das Dilemma hin und empfiehlt in der Nähe liegende Ladepunkte der Stadt Bad Wildbad als Alternative. Ob Selim Mokni langfristig noch einmal einen neuen Anlauf starten wird, weiß er noch nicht. Aber „kurz bis mittelfristig können wir keine Lademöglichkeiten anbieten.“

Sven Schneider

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