Der Gastgeber aus Leidenschaft hat ausgedient
In die laufende Debatte um die Arbeitsqualität von Führungskräften in der Hotellerie bringt Frank Blasberg (Foto), Direktor des Atlantic Hotel Kiel, eine pointierte Gegenperspektive zur Sprache: Für ihn hat der "Gastgeber aus Leidenschaft" ausgedient. Dieses Selbstverständnis einer Führungskraft sei antiquiert und habe mit den heutigen Anforderungen wenig zu tun.

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Frank Blasberg ist der General Manager des Atlantic Hotel Kiel
"Gastgeber aus Leidenschaft" – das klingt wie ein Zitat aus der 80er-Jahre-Serie "Hotel" mit Peter McDermott, findet Frank Blasberg. Er hat wie viele andere General Manager die aktuelle Debatte um die Arbeitsqualität von Führungskräften in der Hotellerie interessiert verfolgt und sich bei Hotel vor9 mit seiner Sicht auf das Thema gemeldet. Doch auch wenn er feststellt, dass die "(Ex-)Kollegen viele wichtige Aspekte beleuchten, die auf jeder Managementebene berücksichtigt werden sollten", kommt er zu einem anderen Schluss. Für ihn, so schreibt er, "gibt es ausdrücklich auch eine andere Betrachtungsweise" beim Blick auf einen "General Manager".
Blasberg führt aus, dass wer heute General Manager werden wolle, eben weit weit mehr mitbringen müsse als nur Leidenschaft. "Mir fehlt hier eine Perspektive: die der Selbstverantwortung."
Blasberg fordert insbesondere angehende Führungskräfte auf, sich früh zu fragen: "Was bin ich für ein Typ? Über welche Resilienzen verfüge ich – und was bedeutet Verantwortung für andere?" Ebenso wichtig sei die kritische Reflexion der eigenen fachlichen Fähigkeiten: "Was fehlt mir an Führungskompetenz oder betriebswirtschaftlichem Know-how?"
Wer eine Karriere im Hotelmanagement anstrebe, habe schließlich ausreichend Zeit und Möglichkeiten, sich entsprechend aufzustellen. Die Branche biete vielfältige Chancen, sich auf anspruchsvolle Führungsaufgaben vorzubereiten. "Wer dann aber nach 20-30 Jahren ausgebrannt ist und über eine 60-Stunden Woche klagt, hat entweder diese Gelegenheiten verpasst oder kann (sich) nicht führen" wird Blasberg deutlich.
Ein Ausstieg aus der Branche sei deshalb nicht falsch, betont der GM des Atlantic Hotel Kiel. Aber eben auch kein reines Ergebnis äußerer Umstände: "Wenn ich den Kopf nicht hochnehmen kann, um das große Ganze zu sehen, dann kann ich nicht der Kopf sein."
Pascal Brückmann