Heftiger Streit um Radisson-Hotels in Rostock
Der Eigentümer und Betreiber des Radisson Blu Hotels in Rostock, Friedemann Kunz, hat sich von dem großen Hotelkonzern losgesagt und will das Haus und auch den Neubau auf der Silohalbinsel trotz bestehender Managementverträge mit Radisson unter der Eigenmarke "Scanhotels" führen. Radisson erkennt die Kündigung nicht an und bereitet eine Millionenklage vor.

Radisson
Das Radisson Blu Hotel ist mit 251 Zimmern das größte Hotel in Rostock
Friedemann Kunz, Gründer des Fertighausanbieters Scan Haus Marlow, ist in Rostock eine geschätzte und millionenschwere Unternehmerpersönlichkeit. Inzwischen hat er das Fertighausgeschäft, seine Hotelbeteiligungen, Immobilien und die Marlower Brauerei in der Friedemann‑Kunz‑Familienstiftung zusammengeführt.
Doch nun legt er sich mit dem Hotelkonzern Radisson an. Kunz ist offenbar zu der Überzeugung gelangt, dass er das größte Hotel der Stadt (251 Zimmer) und auch das fast fertiggestellte Hotel auf der Silohalbinsel, die der Familienstiftung gehören, besser ohne Radisson in die Zukunft führen sollte. Das Problem: beide Parteien sind über Managementverträge aneinander gebunden. Diese haben üblicherweise eine Laufzeit von zehn Jahren.
Das Radisson-Logo ist bereits demontiert
Kunz hat nun diese Verträge einseitig gekündigt und kurzerhand das Radisson-Logo demontieren lassen. Ab dem 16. Juli soll dann das Hotel unter neuen Marke "Scanhotels" firmieren, ist in Rostock zu hören. Auch der fast bezugsfertige Neubau werde unter der Marke, die an das Fertighausunternehmen angelehnt ist, betrieben. Radisson wusste schon länger von den Abwanderungsgedanken, gibt sich aber sichtlich überrascht, als man aus der Presse von der Demontage des eigenen Logos erfahren haben will.
"Die einseitige Kündigung der Managementverträge betrachten wir als unwirksam", erklärt Konzernsprecher Simon Riegler-Kern auf Anfrage von Hotel vor9. Man gehe weiterhin davon aus, dass sowohl das bestehende Hotel als auch das geplante neue Haus am Stadthafen unter der Marke Radisson geführt werden. Die Umsetzung des Namenswechsels entspreche "nicht den Standards, die wir an unsere Partnerschaften stellen". Der Konzern kündigte rechtliche Schritte an. Der Radisson-Sprecher: "Wir werden sämtliche rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um unsere vertraglichen und markenbezogenen Rechte zu wahren."
Die Buchungen sind nicht mehr über Radisson möglich
Hansjörg Kunze, Sprecher der Friedemann-Kunz-Familienstiftung, betont gegenüber Hotel vor9, man würde ab sofort den Betrieb in vollem Umfang eigenständig fortführen. Die FH Rostocker Hotelbetriebs GmbH, eine Tochter der Familienstiftung, sei wie bisher Betreiberin des Hauses, Arbeitgeberin für die Mitarbeitenden und trage die volle kaufmännische Verantwortung. Man habe Radisson eine partnerschaftliche Übergabe angeboten, diese sei jedoch abgelehnt worden. Stattdessen seien am 10. Juli ohne Vorankündigung zentrale Systeme durch Radisson abgeschaltet worden. Tatsächlich ist das Hotel nicht mehr über die Radisson-Webseite buchbar.
Laut dem General Manager Daniel Bojahr sollen aber alle bestehenden Buchungen als auch das bekannte Leistungsangebot erhalten bleiben. Man plane zudem ein eigenes Treueprogramm. Bojahr, der im Rahmen des Managementvertrages bislang bei Radisson angestellt und von Radisson bezahlt wurde, hat im Rahmen der Auseinandersetzung zwischen Radisson und der Familienstiftung ganz offensichtlich die Seiten gewechselt.
Schon jetzt ist klar. Die Auseinandersetzung wird die beiden Parteien noch länger beschäftigen und wahrscheinlich erst vor Gericht entschieden. Der Streitwert geht in die Millionen.
Pascal Brückmann