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28. Juni 2025 | 15:29 Uhr
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Mindestlohn erhöht, geteilte Reaktionen in der Branche

Der gesetzliche Mindestlohn steigt bis 2027 in zwei Stufen auf 14,60 Euro. Der Dehoga warnt vor zusätzlichen Belastungen für das Gastgewerbe, das bereits unter hohen Kosten und Umsatzrückgängen leidet. Die Gewerkschaft NGG spricht von einem wichtigen Schritt und fordert zugleich mehr Tarifbindung.

Lohn Gehalt Lohnerhöhung Gehaltserhöhung Foto iStock johannes86

Der Mindestlohn steigert sich bis 2027 auf 14,60 Euro

Die unabhängige Mindestlohnkommission hat eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns beschlossen. Ab Januar 2026 soll er zunächst auf 13,90 Euro steigen, ein Jahr später auf 14,60 Euro. Das entspricht einer Steigerung von insgesamt 13,9 Prozent. Die Entscheidung sorgt für gemischte Reaktionen.

Dehoga warnt vor Belastung der Betriebe

Der Dehoga begrüßt, dass sich die Sozialpartner auf einen Kompromiss verständigt haben. "Es ist wichtig, dass die Sozialpartner gemeinsam eine von der Politik unabhängige Gesamtabwägung getroffen haben", erklärt Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Dennoch sieht der Verband die Branche durch die Erhöhung unter Druck.

Zöllick verweist auf stark gestiegene Arbeitskosten: Seit 2022 haben diese im Gastgewerbe um 34,4 Prozent zugenommen. Gleichzeitig kämpft die Branche mit anhaltenden Umsatzverlusten. 2024 lag der reale Umsatz 13 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019. "Die wirtschaftliche Belastungsgrenze für die Betriebe ist vielerorts erreicht, sie stehen mit dem Rücken zur Wand", so Zöllick.

Tarifverträge unter Druck

Laut Dehoga werden durch die Anhebung bereits im Jahr 2026 acht gültige regionale Tarifverträge überholt oder teilweise außer Kraft gesetzt. Das könne das gesamte tarifliche Lohngefüge destabilisieren. Die Erhöhung in zwei Stufen verbessere die Planungssicherheit und vermindere die Belastung.

Zöllick erneuerte zudem die Forderung nach politischer Entlastung. Insbesondere die Umsetzung der reduzierten Mehrwertsteuer von sieben Prozent auf Speisen müsse zügig umgesetzt werden, um die wirtschaftliche Lage der Betriebe zu stabilisieren.

Gewerkschaft sieht Fortschritt für Beschäftigte

Für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ist die Erhöhung ein Schritt in die richtige Richtung. NGG-Vorsitzender Guido Zeitler spricht von einer "vertretbaren Lösung", von der rund sechs Millionen Menschen profitieren, viele davon im Gastgewerbe und Bäckerhandwerk.

Für Vollzeitbeschäftigte bedeutet die Anhebung ein monatliches Bruttoplus von rund 190 Euro ab 2026 und 310 Euro ab 2027. Damit werde laut Zeitler der 60-Prozent-Medianlohn erreicht, ein Indikator für armutsfeste Löhne. Im Gastgewerbe sind rund 1,1 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, mehr als die Hälfte von ihnen gilt laut Statistischem Bundesamt als Niedriglohnempfänger.

Tarifbindung bleibt zentrale NGG-Forderung

Trotz Zustimmung zur Mindestlohnerhöhung bleibt die NGG bei ihrer Hauptforderung: mehr Tarifverträge. Ein gesetzlicher Mindestlohn könne nur die unterste Haltelinie sein, betont Zeitler. Gute Löhne, sichere Arbeitsbedingungen und langfristige Perspektiven ließen sich nur durch tarifliche Vereinbarungen gewährleisten.

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